207 zu erwarten sich erkühnt <wer erlöst uns Europäer aus dem Zwange der »Natur®Gesetzlichkeiten« ? wer ??), — und so dehnt sich im unklaren Gewucher der afrikanischen Phantastik die Welterklärung einfach weiter: aus der Made wird die Ei® dechse, die Schlange, wird das Krokodil. Und auch sonst durchtränkt sich alles Tierische mit irgendwelcher mystischen und magischen Bedeutsamkeit. Wenigstens in der früheren Ursprünglichkeit urtümlicher Auffassung und Erlebnisart. Denn heute eifern islamitische und christliche Missionare um die Wette gegen solch Heidentum, und leider, leider sind ihre transzendenten Götter vermöge des Branntweins und des Warenhauses etwas mächtiger als die Fetischpriester und die Ahnengeister der Neger. Und mit den guten, alten Göttlich keiten (wenn man so sagen darf) geht nun auch ihr Reflex in der menschlichen Kunstwelt, geht diese selbst zu Grunde. Automatisch verwischt sich das Gedächtnis, ja schon die ab® strakte Erinnerung an die Deutung der tierischen Gestalten, die als Ornamente oder als plastischer Zierrat die täglichen Gebrauchsgegenstände schmücken. Und nur die europäische Bewußtheit noch ersetzt sich selbstständig das ursprüngliche Gefühl: in den Schlangen, den Affen, den Vögeln, den Büffeln, den Spinnen und den anderen Tieren, — in ihnen allen lebte dereinst für den einheimischen Handwerker ein wirkungsfähiges, ein kraftvolles Seelentum,- ja, es wohnte nicht nur in ihnen, sondern sie selbst waren es in ihrer körperhaften Wirklichkeit. Ganz und gar beziehungslos zur zeitgenössi schen Verkündung des »reinen Geistes «schaute der Neger im Bilde des Ahnherrn dessen wirk® liehe, eigentlichste Realität vor sich. ‘Und trug im Maskentanz ein Neger eine Büffelmaske, so war er im eigentlichsten Sinne eben der Geist, der in der Maske wohnen sollte und der viel® mehr diese Maske selber war. II. Unter den großen afrikanischen Kunstgebieten, die mit den Namen Kongo, Niger, Kamerun, kurz bezeichnet sind, ist das nördlicheAfrika sozusagen das Tierparadies in der Kunstdar® Stellung. Das riesige Territorium des Kongo® Staates scheint viel weniger produktiv an künst® lerischen Tiergestaltungen. Nur da und dort erheben sich etwa Antilopen auf Tanzmasken und auch die Eidechse streckt sich hier (wie sonst überall in Afrika) ornamental auf Deckeln von Kästchen aus. Aber im allgemeinen ist das Tierreich sehr wenig vertreten,- zarte mensch® liehe Körper oder rein abstrakte Ornamente bestimmen die Vorstellungswelt. Hölzerner Palauerstuhl aus dem Kameruner Grasland <Bammu> Museum'für Völkerkunde, Leipzig Holzschnitzerei: »Affe« Museum für Völkerkunde, Leipzig