252 Katze, schmiegt sich weich durch all ihre Bilder. Und allen gemeinsam ist die Eleganz und Feinheit der Linie, dasTänzerische der Form, wie wir es besonders bei Juliette Roche-Gleizes finden, deren Bilder von exotischer Phantasie strotzen. Sie ist das modernste Temperament und ihren jüngst erschienenen Gedicht- band: »Demi-cercle« könnte man wie einen Katalog vor der Betrachtung ihrer Leinwand benutzen. Etwas abseits ihrer Welt, durch die kubistische Schule hinein- und hinausgegangen steht Maria Blan- chard, der sich augenblicklich das große Interesse der Kritik zugewandt hat. Aufsehen erregte im letzten — übrigens sehr blassen — Salon des Independants ihre »Konfirmantin«. Sie ballt die Form mit Zucht und Gewalt und das Schwarz-Weiß ihrer Bilder hat Ma- netsche Leuchtkraft. Die Bilder Marie Blanchards sind von einer ganz unfranzösischen Mystik, was sich wohl aus ihrer spanischen Abkunft erklären läßt. Mit Marie Blanchard kommen wir zu einer andern Gruppe von Künstlerinnen, die zwar in Paris ar beitend und von Paris inspiriert, doch ein fremdes Element in sich tragen. Es sind die Russinnen Natalie Gontscharowa, Sonja Delannay-Tuk, Chana Orloff, Wassiliew, die Polinen Alice Halitzka und Mela Mutes und die Schweizerin Alice Bailly. Während die Französin ganz französisch bleibt, wenn sie auch aus den tro pischen Kolonien kommt, wie Valentine Prax, ist die Fremde expansionsfähig und allen Einflüssen zu gänglich. Sonja Delannay-Tuks Kunst trägt Spuren des Futurismus. Flalitzka und Bailly sind die Ex pressionisten der Gruppe. Halitzkas Malerei zeugt von großen Vorstudien. Ihre Gestalten sind kon struiert, sie schaltet mit dem Licht nach innerem Gesetz und nicht nach der äußeren Erscheinung. Auch Alice Bailly kommt es darauf an, in großer Präzision die Fläche eines Bildes nicht nur zu be malen, sondern aufzuteilen. Originell sind ihreWoll- malereien. Wassiliew ist eine ironische Puppenmutter. Sie hat alle Pariser Künstler in ihrem Marionettentheater versammelt und mit Stoff und Wolle meisterhaft den Charakter jedes einzelnen karikiert. Mela Muter ist in großer Einfachheit eine starke Bejaherin der Natur geblieben. Kein Ismus hat sie der Wirklichkeit untreu werden lassen. Ihr Henri Barbusse und ihr Raymond Lefebre, wie alle ihre Por träts, sind von männlicher Kraft und Wahrhaftig keit. Natalie Gontscharowa hat sich besonders durch ihre Bühnenkompositionen einen Namen gemacht. Im Verein mit Larionow hat sie an der Ausstattung des berühmten russischen Balletts gearbeitet. Beide haben der modernen Theaterdekoration und Ko stümkunst neue Wege gewiesen. Märchenhaftes Altrußland in seiner grotesken bäuerlichen Primi tivität und die Farbenglut alter Glasmalereien wech seln ab mit Propellerflügeln und geometrisch zuge schnittenen Kleidern. Die einzige Bildhauerin in Paris, eigentlich eher ein Bildhauer, ist Chana Orloff. Ihre frühere Plastik war ganz im expressionistischen Stil gehalten: Deformation der Glieder, Durchgeistigung des Ausdrucks. Ihre jüngsten Werke auf der letzten Pariser »Russischen Ausstellung« von 1921 bewiesen ihre große Kraft und versprechen dieser bedeutenden Frau eine füh rende Stellung. Claire Go 11. Sammlung für ein Baudelaire^Denkmal Im Luxemburgpark, gegenüber dem Denkmale P. Verlaines, soll dieses Jahr eine Gedenkstatue für Ch. Baudelaire aufgerichtet werden. Um die erfor derlichen Gelder zusammen zu bringen, hat sich ein internationaler Ausschuß geformt, an d&sen Spitze der Holländer Ebed. van der Veugt, Herausgeber der in Paris, London, New-York erscheinenden Monatsschrift »Le monde nouveau« steht. In Hol land hat sich ein örtlicher Unterausschuß unter Bei tritt bekannter Schriftsteller gebildet. F. M. H.