261 anderen eine Kerze haltend.« Auf Speise und Trank achtete er wenig,- auf einem kleinen Kochherde be* reifete er sich das wenige, dessen er bedurfte. Des Morgens, ehe er zum Malen auszog, tat er Wasser und Gemüse in die Töpfe, zündete das Feuer an und überließ das Garwerden der Vorsehung. Bei der Heimkehr schlang er die Speisen hinunter wie er sie vorfand, entweder noch unfertig oder schon ange* brandt. Diese sorglose Art der Ernährung trug viel dazu bei, van Gogh körperlich zu entkräften. Sein Haus hatte er zum größeren Teile mit gelber Farbe ausgetüncht, um den Sinnesreiz der Sonnen* helle beständig um sich zu haben,- die Wände des Erdgeschoßes bedeckte er mit Fresken, die nach dem Zeugnisse der Hausbesorgerin, sonnenverbrannte Landschaften, große Sonnenrosenfelder und zwei un* wahrscheinliche Aktfiguren darstellten. Diese Fresken hat der französische Maler Leo Lelee später versucht, abzulösen,- aber es gelang nur teilweise,- die Feuch* tigkeit hatte sie bereits allzuweit zerstört. Als sich van Gogh das erstemal in die Behandlung eines Irrenarztes begeben mußte, malte er für diesen den Dr. Reg, nach seiner Genesung aus Dankbarkeit ein Gesichtsbildnis. Die Familie des Arztes lehnte die Leinwand einhellig ab, weil die Augen grün, der Mund violett, der Hals feuerrot gemalt waren. Die Tafel wurde in den Hühnerstall verbannt, wo der umgekehrte Holzrahmen als Sitz-Gestänge für die Hennen diente. Nach dem Tode des Malers, da sich sein Ruhm auszubreiten begann, holte der Arzt das Werk wieder hervor, und verkaufte es zu einem guten Preise an einen Marseiller Händler,- unlängst hat es in den Händen eines amerikanischen Weiter Verkäufers einen noch viel höheren Preis erzielt. Van Gogh selber war sich des Werts seiner Ar* beiten natürlich voll bewußt. »Zur Aussteuer der Tochter eines seiner Nachbarn, hatte er dieser vier Leinwände geschenkt. Diese Gemälde wurden gleich den andern, die der Maler verschiedenen Einwohnern von Arles zum Geschenke gemacht hatte, nach dem Tode des Künstlers um 50 Frs. das Stück von den Händlern aufgekauft, die nach Arles förmliche Raub* züge unternahmen«. Trotz alledem ist das Gedächtnis an den Namen van Goghs unter den Einwohnern von Arles vollkommen ins Nichts versunken. Im Haag. F. M. Huebner. Holländische Betrachtung der neuen deutschen Literatur In dem sehr rührigen und von neuzeitlichem Geiste erfüllten Verlage van Loghum, Slaterus en Visser, Arnhem hat Herman Wolf soeben ein Buch über die jüngste deutsche Literatur erscheinen lassen, das für holländische Kreise inhaltlich sehr lehrreich sein dürfte, für uns Deutsche aber, außer durch seinen Inhalt aber auch durch den Geist, in dem er geschrieben wurde, der Beachtung wert ist. Es wäre zu viel gesagt, wenn man behaupten wollte, hier äußere sich die Schätzung der neuen deutschen Literatur auf enthusiastische Weise,- auf enthusiastische Weise aus sich herauszugehen und für eine Sache einzutreten, liegt ja wohl überhaupt nicht in der Wesensart und im Stilideal der Holländer. Trotzdem bleibt eine Auf* geschlossenheit gegenüber den deutschenErzeugnissen, derentwegen das Buch schier erstaunlich anmutet. Diese Studien hätten von einem Deutschen nicht sach* kundiger und überlegter geschrieben werden können. Will das nicht unendlich viel sagen? Und berührt, unter dieser Voraussetzung der vollständigen Stoff* beherrschung, jene objektive Kühle, deren H. Wolf sich befleißigt, nicht ungemein einnehmend? Eben diese Objektivität ist Wertung, ist Eingeständnis der kulturellen Wichtigkeit aller jener Figuren und und Werke, die zur Darstellung kommen. Diese, die Darstellung, ist erfreulich locker, oft in aphoristischen Absätzen gehalten und mit vielen wörtlichen An* führungen der Werke durchsetzt, die dem Verfasser wichtig erschienen. Man kann wohl sagen, daß er sich nirgendwo vergriffen hat und überall, bei Versen und bei Prosastellen, die charakterischen Beispiele an* führt. Mit diesem Werke ist jedenfalls eine sehr wichtige Aufklärungsarbeit geleistet sowohl im In* teresse der deutschen neueren Dichtung als auch im Interesse eines anzustrebenden künstlerisch*literari* sehen Hand* in *Handarbeitens, welches nach dem Kriege einsetzen muß und das zur Folge haben wird, daß die verschiedenen Länder Europas in ihren lite* rarischen Leistungen einander nicht mehr abgeschlos sene, fast unzugängliche Enklaven bleiben, sondern zu gastfrei-offenstehenden Provinzen einer zwischen staatlichen, europäischen Lebens* und Kulturstim mung werden sollen. F. M. H. Das Museum als Konzerthalle Professor Martin vom Haager Mauritsmuseum weilte unlängst in Amerika, wo er Kunstvorträge hielt. Dem Nieuwe Rotterdamsche Courant nach zeigte er sich sehr einverstanden mit den amerikani schen Versuchen, die Bindung zwischen Museum und Öffentlichkeit inniger zu machen. Er weist als nachahmenswert für die europäischen Galerieleitungen darauf hin, daß man in den Museen New-Yorks