284 Christ«, worin der Schmerz mit größter Einfachheit der Mittel zum höchsten Ausdruck gebracht ist. Einige Holzschnitte des Holländers Ten Klooster hängen daneben, der seine Motive meistens in Java gesamt melt hat und in schönen, geschlossenen Kompositionen, technisch ausgezeichnet beherrscht, ausarbeitet. James Ensor ist mit drei älteren Radierungen vergegen* wärtigt, die kein richtiges Bild von seinem Schaffen geben. Von Permeke gibt es einige Aquarelle, wozu ein Blatt mit Volkstypen gehört, die charakteristisch sind. Weiter notierten wir Radierungen von A Schotei, unter denen besonders eine als »Obstgarten« im Katalog angezeichnet, bedeutend ist/ Holzschnitte von Frank und von van der Stok, beide Holländer, die in dieser Technik Gutes erreichen. Marie Tak van Poortvliet. POLEN Der polnische Formismus Neue Richtungen in der polnischen Kunst machten sich noch vor dem Kriege bemerkbar, wurden aber vom Publikum — als etwas Exzentrisches — nicht beachtet. Das Publikum wußte kaum etwas über die neuen Strömungen in der plastischen Kunst im Auslande. Und so vergingen ein paar Jahre, bis einige junge Künstler, bewußt ihrer Ziele, im Jahre 1918, selbständig als »Expressionisten« auftraten und der jungen Kunst den Weg ebneten. Das Schlagwort »Expressionismus« genügte ihnen nicht, weil sie nicht direkt von dieser Richtung kamen und ihr künstle* risches Wissen aus allen neuen und alten Strömungen schöpften. Sie eigneten sich zwar die Erfahrungen der Futuristen, Kubisten und Expressionisten an, verwerteten jedoch ihre Errungenschaften durchaus individuell, gingen weiter, entdeckten die so lang brachliegende polnische Bauernglasmalerei und Veit Stoß, und auf der Suche nach neuen Formen nannten sie sich »Formisten«. Und als solche traten sie im Herbst 1919 auf. Die ersten Künstler dieser Richtung, deren Zentrum Krakau ist, sind: Chwistek, Czy* zewski, Hrynkowski, Niesiolowski, die Brüder Pro* naszko, Winkler, St. Ign. Witkiewicz und August Zamoyski. An diese Gruppe gesellten sich: Henryk Gotlib, Lille und die Warschauer: Wasowicz, Wit* kowski, Zaruba u. a. Gleichzeitig entsteht spontan in Polen eine zweite Genossenschaft junger Künstler »Bunt« <»Der Auf* rühr«) mit eigenem Organ »Zdröj« <Der Born). Diese Zweiwochenschrift <sie ist soeben eingegangen und wird künftighin als Quartalschrift erscheinen), deren Mitarbeiter sich »Expressionisten« nennen, pflegte hauptsächlich den Holzschnitt und die Künstler dieser Richtung gingen von der Voraussetzung aus, daß nur eine neue Geistigkeit, nur neue Inhalte eine neue Kunst schaffen können. Die markantesten Künstler dieser Richtung sind: Hulewicz <auch Dichter), Sko* tarek, Szmaj, Dolzycki, Swinarski u. a. — Die For* misten dagegen haben ihre eigene Monatsschrift »Die Formisten«, die in Krakau erscheint und der neuen Kunst und Literatur gewidmet ist. Und jetzt einige Worte über die Künstler: Leon Chwistek, der auch der erste Theoretiker der ganzen Bewegung war und neulich eine wissen* schaftliche Studie über die »Vielheit der Realität« veröffentlichte, machte sich in seinen ersten Bildern die Erfahrungen der Futuristen zunutze, verwertete jedoch ihre technischen Errungenschaften ganz selb* ständig. Seine »Schlacht« erinnert ein wenig an Se* verini und stellt die Bewegung als Ding an sich dar. Es werden hier auch interessante Malprobleme gelöst. Seine späteren Werke atmen eine heitere, optimistische Weltanschauung, wenn man von Weltanschauung bei einem Künstler sprechen darf, der bewußt nach Überwindung jedweden »Inhaltes« in der Kunst strebt tind zur Schaffung eines neuen Stiles schreitet. Das Seiende in einer eigenartigen Form wiedergegeben <die Stadt, Fabrikstadt, Huhn und Henne, Damen* porträts) ist das Thema, das Chwistek variert. Er ist weniger Maler als Zeichner und interessieren ihn besonders Formprobleme, die neben Farbproblemen alle neuen Künstler absorbieren. Der Formismus ist wieder einmal Rückkehr zur reinen Malerei, der, nach Chwistek, eine neue Realität, nämlich die der Vorstellung <im Gegensatz zur Realität des Eindrucks im Impressionismus) entdeckt und gestaltet hat. Tytus Czyzewski gehört zu den hoffnungs* vollsten, initiativsreichsten Formisten. Kubist noch vor Matisse und Picasso <ein kubistischer Christus* köpf entstand noch im Jahre 1905), wandte er sich nach seiner Rückkehr aus Paris <1910) entschieden gegen das, was sich im allgemeinen als Kunst breit* machte. Seit jener Zeit schreitet er mühevoll seinen eigenen, dornenvollen Weg und ist auf der Suche nach einer Form für die vom Dinge erlöste Farbe und Linie. Er ist der abstrakteste Künstler der ganzen Gruppe, und zwar nicht nur als Maler, sondern