287 4 Z. Pronaszko Der Maler Coyzewski 1921 2. Pronaszko Christus Fülle, zur »großen Linie«, zum Bilde. Während er bis nun mehr auf der Suche nach der Form war, widmet er sich jetzt koloristischen Problemen. Er ist der einzige Formist, der impressionistische Probleme in die Kunst einführt und die Form mit Licht durch» tränkt. JanHrynkowski ist der beste Graphiker unter den Formisten und hat auf diesem Gebiete Bemerkens wertes geleistet. Eigenartig ist auch seine Malerei. Ein paar Linien können ungeahnte Effekte hervor» rufen. Hie und da merkt man Einflüsse des deutschen Expressionismus, sie werden jedoch ganz individuell verarbeitet. Tymon Niesiolowski, der erste Verkünder neuer Kunst in Polen, ist ein Maler ersten Ranges. Er malte wie van Gogh, Cezanne, Wyspianski, Boticcelli, Puvis de Chavannes, manchmal auch wie Pechstein oderEberz. Jedoch alle seine Werke tragen den Stempel eigner Individualität. Es gibt Werke von ihm, die durch ihre Farbe gobelinartig wirken, andere wiederum sind eigenartig koloristisch und wundervoll konstruiert. Seine Farben sind meistens gelb und grün, und die Effekte, die er damit hervor» bringt <z. B. in den »Badenden«), sind genial. Be» wunderungswürdig ist die Ruhe bei diesem Künstler, die ihn zum echten Epiker stempelt. Er stellt leider selten aus, bereitet jedoch für den Herbst eine große Ausstellung in Krakau vor. Zbigniew Pronaszko, der »polnische Archi» penko«, ist Bildhauer ersten Ranges. Man könnte über seine Skulpturen sagen: kubische Monumenta» lität. Seine Werke charakterisiert ein synthetisches Ergreifen der Ganzheit und die Rhytmik im architek» tonischen Bau der einzelnen Flächen und Formen. Er ist auch hervorragender Maler, der vielleicht als erster den Kubismus in die polnische Malerei einge» führt hat. Seine Bilder erinnern an Derain, wirken aber skulpturartig. Der eigentliche polnische Kubist ist Konrad Winkler, einer der jüngsten Formisten. Von dem bekannten Rezepte Cezannes ausgehend, konstruiert er seinen »St. Sebastian«, der zeichnerisch makellos ist. Seine anderen Gemälde streben die Bindung von Farbe und Form an, die das Hauptproblem der ganzen neuen Kunst ist. »Madonna«, »Pieta« und seine Landschaften sind koloristische Studien, die viel versprechen. Eigentümlich sind seine kubischen Kopfstudien,- erschafft ganz neue Gebilde mit Form» elementen, die der Erscheinungswelt entnommen sind und doch abstrakt wirken. Es steckt etwas Dada» istisches in ihnen. — Winkler ist auch Verfasser der ersten polnischen Monographie über den Formismus