i Der Borubudur Der Borubudur in der Landschaft Künstlich hebt man das Denkmal aus seinen Zusammenhängen. Man isoliert es von Luft, Himmel, Klima, vom Boden, den umgebenden Bergen und jenem grandiosen Zufall der Natur, der vegetative Gebilde mit Menschenwerk verknüpft. Selbst vom Material sagt die Photographie wenig aus. Am erkältensten muß die Trennung vom Schöpfer wirken, hat doch das Kunstwerk nur Sinn als Abbild und Produkt menschlichen Lebens. Am schwersten wird der notwendige Rückschluß auf den gestörten Zusammenhang bei den Denkmälern Asiens. Nur wenigen war und ist Anschauung vergönnt, und allzuvielen dieser Bevorzugten gibt das Auge keinen Klang von Schönheit und Wesen weltenfremder Kunst. Javas Meisterwerke hat die neueste Forschung den Europäern endlich nahegerückt <K. With »Java«, Folkwang-Verlag, Hagen 1920), die Bauten, an erster Stelle der Borobudur, sind aufgenommen und veröffentlicht. Trotzdem kann der Eindruck verstärkt werden, Photographien des deutschen Arztes Dr. G. Pralle geben eine solche Möglichkeit. Der Borobudur, das Riesenmonumenf der ersten kulturellen und religiösen Festigung ist nicht nur architektonische und plastische Formung, nicht nur gewaltig gestuftes Denkmal, die Kamera verheimlicht allzu leicht die landschaftsbauliche Funktion des Tempels. Einbezogen in die großen Aspekte der Gebirgskette, in die wechselvollen Durchblicke hoher Palmen, eingeteilt von den rhythmischen Cäsuren schlanker Bäume, umdunkelt von schattigem Laubwald verwächst der Borobudur mit seiner größeren Landschaft, scheint dieser steinumkleidete Hügel durchpulst vom gleichen Lebenssaft wie Boden und Pflanzen der tropischen Insel. Ein besonderes Proto plasma, ein heißerer Atem bewegt dort Hügel und Felder, Menschenleiber und Blüten. In diesem größten Zusammenhang des Lebens mitzuschwingen, ist Sinn des Bauwerks. Die Hügelumman telung des Borobudur vollzog sich auf einem fruchtbaren Hochplateau. Schwingungen der Berg= ränder des großen Kessels lassen den Tempel klein wie eine Warze erscheinen. Und doch hebt ihn eine klarere und steilere Linie aus dem geographischen Bilde. Die meisterliche Auflösung in 313