332 auf den Film bannen. Aber es warein vergebliches Beginnen: da die »Nat>Gemahlin« vomNateben »besessen« war, konnte und durfte nichts sie aufhalten, sie und ihr Gefolge strebten unaufhaltsam eilend vorwärts. Während das Volksgewühl die Andachtsstätte und den Festplatz füllte, drängte ein anderer Teil der Besucher hinaus ans Kanalufer, wo ein Bootrennen vorbereitet wurde. Hell leuchteten die seidenen Röcke der Zuschauer und die lichten Seidenkopftücher der Männer am Ufer in der Sonne. Auf der einen Uferseite, beim Ziel, waren überdachte Plätze für die europäischen Festgäste abgegrenzt. Das Ziel war ein in der Mitte des Kanals verankertes Boot, an dem vorne in der Höhe der ausgestreckten Hand der in den Rennbooten Sitzenden ein ausgehöhltes Bambusrohr querüber befestigt war,- durch dieses war ein dünner Bambusstab gesteckt, der an beiden Enden ein Stück herausragte. Unter Begleitung von Gongschlägen schossen immer je zwei der schlanken Rennboote heran. In taktmäßigen, hastig aufeinander folgenden Stößen taucht die tief im Boot sitzende Bemannung die kurzen Ruder senkrecht ins aufspritzende Wasser, den Takt mit U—a, U~a* Rufen mar kierend. Die Rennboote müssen zu beiden Seiten des Zielbootes einlaufen,- als Sieger gilt das, dessen an der Spitze hockender Führer zuerst die Bambusgerte aus dem Rohr zieht. Hierzu gehört nicht bloß ein schnelles, sicheres Zugreifen dieses Mannes, sondern vor allem eine außerordentliche Gewandtheit und Kraft der Ruderer, die das in vollsten Schuß gebrachte Boot beim Ziel durch Einstoßen der Ruder fast augenblicklich zum Still stand bringen. Als Preise wurden von dem obersten britischen Beamten des Distriktes seidene Turbantücher verteilt. Die Ruderer sind durchweg Dorfbewohner der Umgebung, die Zuschauer aber reisen zum Teil bis aus Unterbirma zu diesen Festfreuden. Die Europäer fühlten sich besonders von einer Ringkämpfer* und Boxertruppe angezogen. An Theater* und Marionettenbühnen war natürlich kein Mangel, außerdem war im Hause des Ortsvorstandes eine Spezial* Vorstellung. Darsteller und Zuschauer versammelten sich unter dem Fußboden des Hauses <die birmanischen Wohnstätten sind Pfostenbauten)/ ein Clown und zwei Mädchen, von denen eines eine männliche Rolle durchführte, unterhielten das Publikum durch lustiges Spiel und anmutigen Tanz. Bedauerlich ist nur, daß, wo der Verkehr europäischen Einflüssen allzu leichten Einlaß gewährt, der Variete=Stil bei den zum Kari kieren hervorragend veranlagten Birmanen Schule macht, und so endigt eine Komikervorstellung an solchen Plätzen zumeist mit englischen Brettlmelodien, wie »Tararabumdiä« usw. Nach dem Lärm und Wirrwarr des Jahrmarktsgetriebes auf dem sandigen Dorfplatz bot die abendliche Heimfahrt längs des Kanals eine doppelte Erquickung. Ein zaubervolles Bild war es, wie beim Glanz der sinkenden Sonne die zahllosen Boote der Stadt zusteuerten, dicht besetzt mit den befriedigt heimkehrenden Wallfahrern. Hell erglühten in der Abendsonne die buddhistischen Kultbauten auf dem Hügel bei Mandalay, und bald tauchten die spitzen Pyramidentürmchen auf den Umwallungsmauern des ehemaligen Palast* Viertels auf. Den heimziehenden Booten und Wagen begegneten lange Züge auswärts fahrender Vehikel, die neue Scharen nach Taungbyon führten. Diese verbringen dort die Nacht, um den Schlußtag des Festes gründlich aus* zukosten. Er hat noch eine ganz seltsame Programmnummer: Um einen großen, in den Boden des Fest* platzes gesteckten Baum wird der letzte Tanz aufgeführt/ hierbei werden zahlreiche Kaninchen als Opfer geschlahtet. Zu der milden, jedes Lebewesen barmherzig schützenden Buddha=Lehre ist dies ein krasser Gegensatz, der dem gutmütigen Birmanenvolk als ihrem ergebenen Anhänger keine Ehre einträgt. Die Kaninchen, so wurde uns erklärt, ersetzen ein früher gebräuchliches Schweineopfer. Das klingt durchaus glaublich. Bei den stammverwandten Bergvölkern, die noch nicht für den Buddhismus gewonnen sind, ist das Tieropfer gang und gäbe, das bei der Geisterverehrung ebensowenig fehlt, wie die — allerdings nicht zu ekstatischer Orgie ausartende — Tanzprozession um die hohen Natpfosten. Sehr viele Überbleibsel solcher Art deckt der Buddhismus mit schonender Hülle. Am oberen Chindwin, einem westlichen Nebenfluß des Irrawaddy, haust ein kleiner Stamm, die Taman,- sie haben sich der birma* nischen Zivilisation angeschlossen und bauen als fromme Buddhisten Klöster und Pagoden. Im Waldesdunkel draußen aber steht eine große Hütte, in der sie an bestimmten Tagen den Geistern Schweine* und Spiri tuosenopfer weihen,- die britische Regierung respektiert diesen Brauch, indem sie den Taman für diesen Zweck die Herstellung von Reisschnaps gestattet, die sonst auf birmanischem Gebiet verboten ist. Am Hütten* eingang fielen uns leichte, kappenförmige Bambusgeflechte auf, durch die ein Span so gesteckt war, daß er an beiden Seiten wie die Federspitzen an einem Barett hervorstand. Diese Kappen symbolisieren Menschen* Schädel, die von den auf älteren Kulturstufen zurückgebliebenen Stämmen in Assam und Birma noch im