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nach Formeln zu suchen, um die Künstler, von denen geredet werden soll, in das Gewebe einer
billigen Systematik einzuzwängen.
Es handelt sich um eine Kunst, ältestem Kulturboden entwachsen. Wien besitzt eine der
frühesten Opernbühnen,- venetianische Tonkünstler haben im Dienste des Hofes Kirchenkonzerte
und Oratorien gegeben, Neapolitaner ihre leichten Singspiele, Gluck seine Opern. Noch stehen
die Häuser, in denen Haydn, Mozart, Beethoven und Schubert gelebt haben. Die älteren dieser
Generation kannten Brukner und Brahms,- die jüngeren sind mit dem Erlebnis Gustav Mahlers
aufgewachsen.
Gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts war, wie in den endlosen Künsten eine Zeit
äußerer Stagnation, in der sich aber Bedeutsames vorbereitete. Doch es fehlte an einem Halt
gegen den Widerstand einer bequemen Mittelmäßigkeit, an einer führenden Gestalt.
Das entscheidende Ereignis, einer neuen, sich allmählich vorbereitenden musikalischen Bewegung
Form und Führung zu geben, war die Berufung Gustav Mahlers zum Direktor der Wiener Oper
im Jahre 1897. Nicht daß Mahler selbst als Komponist richtunggebend gewesen wäre,- damals
hatten nur die wenigsten eine Ahnung von der Bedeutung dieses Musikers, der seine dritte Sinfonie
beendet hatte, und die große Wandlung der vierten durchlebte — aber seine Art an ein Musik-
werk heranzugehen, es innerlich sich ganz zu eigen zu machen und mit dem Feuer seiner Leiden
schaft zu durchglühen, war so neu, [so elementar, daß alle jungen Musiker in ihm ihren Leitstern
sahen. Er brachte Bewegung in das
konservative Getriebe der Stadt, er
interessierte für alles Neue, und
seine Persönlichkeit hatte etwas so
Bindendes, daß die verschieden
artigsten Musiker sich zusammen
schlossen und die Vereinigung schaf
fender Tonkünstler gründeten, die
1904 und 1905 zum erstenmal kon
sequent für die neue Bewegung
eintrat. Damals ging noch der Streit
um Richard Strauß, um Max Reger,-
begann der Streit um GustavMahler
und Arnold Schönberg.
Einem späteren Chronisten wird
das leidenschaftliche Interesse Mah
lers für Schönberg bei der völligen
Disparatheit ihres Stiles kaum ver
ständlich sein. Es war eben kein
Gemeinschaftsgefühl, das die beiden
zu einander führte, sondern das
Gefühl beider, in dem anderen einer
starken Persönlichkeit zu begegnen,
deren Wirken, was immer sie tue,
geachtet und respektiert werden
müsse.
Mahler hatte nie direkte Schüler,
aber um Alexander von Zemlinsky Egon Schiele Aquarellierte Zeichnung