15 resia auf das glücklichste durch die politische Verbindung Oesterreichs mit den südlichen Niederlanden ergänzt. Diese besondere Stärke unserer Galerie bei der Auswahl für die gegenwärtige Ausstellung auf das nachdrücklichste zu betonen, erschien uns als unsere vornehmste Aufgabe. Mehr als fünfzig Jahre nach Leopold Wilhelms Tod wurde die Kaiserliche Gemäldesammlung zum erstenmal galeriemäßig aufgestellt, und zwar im Geiste der damals hoch entwickelten österreichischen Barockkunst. Gemälde und Plastik sind gleich- sam als Ornament völlig der Architektur untergeordnet, um den Raum zu einheitlicher Gesamtwirkung zu gestalten. Die Bilder hingen nicht an der Wand, sondern sie waren Teile eines Dekorationssystems und in eine prunkvolle, reich vergoldete Holzarchitektur eingebaut. Sie wurden damals noch nicht nach chronologischen Gesichtspunkten oder Schulzusammenhängen angeordnet. Man hat zwar gegenständlich alle Blumen- und Fruchtstücke vereinigt, sonst aber bloß die dekorative Wirkung in Betracht gezogen. Um passende Gegenstücke zu erhalten, wurden leider manchmal Bilder sogar vergrößert oder ver- kleinert. Ein halbes Jahrhundert später war in Oesterreich die Auf- klärung durchgedrungen; die barocke Aufstellung entsprach nicht mehr dem Geiste der Zeit. Der Staatskanzler Fürst Kaunitz ließ die Galerie in das Belvedere übertragen. Er hatte das Glück, dazu einen äußerst geeigneten Fachmann zu finden, den Schweizer „Kupferstecher und Händler‘ Christian Mechel, der 1737 in Basel geboren und ein Schüler Georg Willes in Paris war. Als Kupferstecher zwar nur mittelmäßig, war er aber der Mann, der die kunsthistorische Bildung seiner Zeit repräsen- tierte; er hatte in Italien mit Wincekelmann verkehrt und war insbesondere der Verleger des Düsseldorfer Galeriewerkes von 1778. Da Mechel dessen künstlerische Herstellung zu über- wachen und den Tafelband zu redigieren hatte, war seine