110 UBeocfor DäuBfer * Simuftanität Häßlichkeit: romanische Erinnerungskirchen, alexandrinishe Parla mentsgebäude, Mietkasernen in der Manier von Versailles, Königs* Schlösser im Hochstaplergeschmack: wucherten, krampften sich aus dem schlichtesten, gottergebensten Boden empor. Ein Jammer ohne Ende, ein nie zu tilgendes Verbrechen gegen die erlauchten Vorfahren. Und heute? Sind die Gründerjahre, die vorgründerjährige historisierende Gerümpelbauerei überstanden? Überwunden bestimmt, aber über* standen noch lange nicht! Die Wiederbelebungsversuche der Gotik zur Zeit der Romantiker waren zuerst recht geschieht angepackt oder ziemlich harmlos,- erst die Bewegung für den Aufbau alter Münster, die sie in die Wege leiteten, wurde schwer bedenklich. Schließlich setzte man die Voll* endung des Kölner Doms durch: welches Verhängnis! So geht es aber immer, wenn Dichter sich mit bildender Kunst befassen, sie verstehen nichts und verderben, was sie anfassen! Es ist hier nicht der Platz, um die tragische Ruine des steinernen Hohelieds am Rhein zu klagen. Der Kölner Dom war unvergleich* lieh, er ist aber auch heute ein bewunderungswürdiger Bau, Er kann nicht immer freigelegt bleiben, die Züge werden vielleiht noch recht* zeitig elektrifiziert werden, hoffen wir, daß des Bahnhofs Nahbar* schaff ihr Zersetzungswerk niht bis zu Ende führen kann! Traurig ist es eigentlich, daß die Durchführung des Dombaues gelungen ist und dadurh Veranlassung gegeben wurde zu anderen bösen Turm* aufredkungen, zu allerhand Gotisierungen, die durhaus unzeitgemäß waren. Für den Dombau zu Köln war ein Stab von Meistern, eine Gilde von Handwerkern nötig: die berühmte Shmidtshe Bauhütte entstand. Überraschend bleibt, wie liebevoll zu Anfang das Längst* verjährte wieder aufgegriffen, behandelt, ja verstanden wurde,- aber, wie gesagt, das, was gelang, gereihte schließlich bloß zum Unheil, Sowie einmal der Dom fertig werden mußte, konnte es nur unver* sorgte Gotiker mit Familie geben: eine ganze Reihe niht heimat* berechtigter, zeitlich unmögliher Arhitekten blieb übrig: man denke, eine ganze Shule war da. An ein Abstreben der Gotisierer war also niht zu denken, überdies gefiel der Dom so gut, daß von nun an, nah dem großen Beispiel, überall im Lande gotisch gedaht, in Gotik gemäht, gestümpert und gelogen wurde. Immer tiefer sank