Gfossen 125 //////✓/////////////////A/////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////////// kirche als vollkommen lächerliche Objekte proklamieren, das Wort Christentum als das einzig wahre Fremdwort ausmerzen, oder wenigstens sollten sie eine Doktrin, von welcher nicht die allerleiseste Notiz genommen wird, nicht mit so fluchwürdiger Stirn dem Sinn nach noch aufrecht halten, daß sie gar noch in den Gerichtsstuben mit ihren Sinnbildern hantieren und auf das schwören, worauf sie doch im vollsten Sinne des Wortes pfeifen. Doch, was sage ich? Sind nicht unter eben diesen Zeichen die wüstesten Greuel in der Welt entbrannt? Und hat nicht eine Wahrheit zu um so widerlicheren Aus wüchsen geführt, je erhabener sie war? Was Wunder, daß in einer Christenheit, in welcher die Inquisition möglich war, dieser Krieg sich noch ereignet! Denn ist dies nicht ein und dieselbe Welt? Fällt je etwas aus ihr heraus? Ja, wir bedachten es nicht! Jetzt aber kann man der Verwun deten und der Gefangenen nicht denken, ohne daß sich das Mitgefühl auch jenen Vereinzelten zuwendet, deren es heute in allen Ländern gibt, die von dem Strom der Gedankenlosigkeit, der alles umwarf, nicht fortgerissen wurden, sondern von ihrer brennenden Erkenntnis, wie in Einzel haft verwiesen, allein und abgetrennt, ihn überragen. Man schreibt gewiß nicht ohne große innere Pein Sätze nieder, wie ich sie heute in der »Fadcel« finde: »Der kriegerische Zustand scheint den geistigen auf das Niveau der Kinderstube herab zudrücken«,- und man stimmt nicht anders als bedrückten Herzens dem Autor bei. Aber nicht länger bin ich des Verfassers Meinung <was nicht geschieht, um ihm entgegenzu kommen, der ein paar Seiten weiter die Äußerung zu Drucke bringt: »Eine Frau soll nicht einmal meiner Meinung sein. geschweige denn ihrer«), nicht länger teile ich seine Meinung, wenn er auf die Frage, die er aufwirft: »Was kann durch den Weltkrieg entschieden werden?« sich selbst zur Antwort gibt: »Nicht mehr, als daß das Christentum zu schwach war, es zu verhindern«. Ja, ich maße mir die Meinung an, daß er da wirklich mit einer unzu reichenden Leuchte an das Problem heran tritt. Das Christentum war nicht zu schwach, sondern zu stark, und die Menschheit evoluiert derart langsam und in so ver zweifelt weiten Kurven um dies Gestirn, daß ihr sich trotzdem vollziehender Auf schwung, vollends zur Stunde einer Sonnen finsternis wie der heutigen, dem freien Auge sich völlig entziehen muß. Aber der Gewalt des Christentums tut die mensch liche Hinfälligkeit keinen Abbruch,- ja un erbittlicher könnte es nicht wider uns triumphieren, dafür, daß wir statt seiner eine irländische, eine polnische, eine elsaß lothringische Frage als unerschütterliche Pfeiler setzten und deren Last — wäre auch im Vergleich zu ihr jedes Joch süß und jede Bürde leicht — folgerichtig auf uns nahmen, als seien sie, die doch im Lauf der Jahrzehnte zerrinnen und ver wehen werden wie nie Gewesenes, der Dinge letztes und Endgültiges! Besserund überlegter ist es, durch das Al berne so wenig wie durch das Abgeschmackte irre zu werden, ja selbst durch das Ekle und das Scheußliche nicht, das giftigen Schwäm men gleich den Katholizismus überwuchs,, sich an ihm festfraß und tief unter sich begrub, sondern an dessen goldenem Be stand festzuhalten, in weiten Kunstbögen der Berührung mit all seinen unberufenen Vertretern bedachtsam auszuweichen, um in der Vermutung nicht gestört zu wer den, daß, wo einmal dieser viel miß brauchte Kult zu seinem adäquaten Aus-