78 Letzte Erfüllung bleibt Igor Strawinsky, der Freund Debussys, Gegner Beethovens/ Nach folger Scrjäbines und heute unzweifelhaft we= sentlichste neurussische Komponist. Er schrieb Gesangs^Suiten für Orchester, Balletts, Opern, Cellostüdce und Klaviermusik. In Genf wollte man ihn zum Theater hinauswerfen. In Paris vergöttert man ihn. In Deutschland kennt man ihn nicht. Es ist auch besser. Denn seine furiosen Klang^Pandämonien, seine zerkrallten Quart-, Ganzton- und Quintfolgen, seine musi kalischen Kubismen würden allzusehr den sitt= samen Beethoven-Hörern die Ohrnerven ver= Bücher / Eckart v. Sydow: Die deutsche expressioni stische Kultur und Malerei. Mit 14 Bild^ beigaben. Furche-Verlag. Berlin 1920. Der Expressionismus ist nun einmal der Liöb lingstummelplatz der Kunstphilosophen. Es ist fast nicht mehr festzustellen, wie viele Bücher über die neue Kunst schon geschrieben wurden,- und wieviele noch geschrieben werden, kann man nur bange ahnen. Aber eine sachlich orien tierende, den historischen Tatbestand feststel lende, mit der Willkürlichkeit der expressioni- stischen Kunstterminologie aufräumende Dar stellung des ganzen Entwicklungsablaufes bleibt nach wie vor ein wichtiges Desiderium. Das Buch v. Sydows ist gewiß eine ernst gemeinte und ernstzunehmende Arbeit. Seine geistige Haltung gemahnt etwas an die der Schriften Fritz Burgers. Die Ausbeute an neuen Gesichtspunkten und fruchtbaren Gedanken ist für den Leser der ersten drei Abschnitte: Die expressionistische Kulturbewegung —- Die ex pressionistische Ästhetik — Die Inhaltsarten des expressionistischen Kunstwerkes recht ansehn lich. In den Künstlercharakteristiken des vierten Teiles wird stellenweise Wesentliches über die Persönlichkeiten angedeutet. Aber eben nur angedeutet. Man kommt über Aphoristisches, im besten Falle Essayistisches nicht hinaus. Der weite, klare Überblick fehlt, der sichere Griff, der den Knäuel der Erscheinungen ein= mal entwirrt. — Das Brauchbarste enthalten renken. Man begnüge sich also weiter mit den Rubinstein -Moszkowsky-T schaiko wsky-Limo^ naden, spiele Arensky und im besten -Falle Stcherbatcheff und ziehe getrost die „Pique- Dame" dem „Rossignol" vor. Aber vielleicht auch nimmt man sich an der vielgeschmähten Sowjetregierung ein Beispiel, die die besten jungen Komponisten und Inter preten besoldet und für Konzerte mit guter jüngster Musik Hunderttausende ausgibt, wäh rend hier die Größten mit Stundengeben oder Arrangieren ihr Leben fristen müssen, Hans Heinr. Stuckensdimidt. Kataloge. die letzten drei Kapitel: Die Geschichte der neudeutschen Expressionistik — Der Llnter- schied des deutschen, französischen und russi schen Expressionismus — Epochen des ab strakten Expressionismus in der bildenden Kunst. Auch diePersonalien^ und Literaturnachweise des Anhangs buchen wir auf das positiveKonto. L. Z. Schöpferische Konfession. Tribüne der Kunst und Zeit. Erich Reiß Verlag, Berlin. Heinrich Vogeler: Proletkult, Kunst und Kultur in der kommunistischen Gesellschaft. Paul Steegemann Verlag, Hannover 1920. RobertBrendel; Die große Hure, Paul Steege mann Verlag, Hannover 1920. F.W.Wagner: Jungfrauen platzen männertoll. Paul Steegemann Verlag, Hannover 1920. Johannes P. Kuhlemann: Consolamini, Dichtungen. Kairos-Verlag, Köln a. Rh. 1919. Hans H ansen: Das Erlebnis der Architektur, Kairos-Verlag, Köln a. Rh. 'Eduard Buschbedt: Die Sendung Theodor Däubler. Verlag Ed. Strache, Wien, Prag, Leipzig. Alfred Grünewald: SonetteaneinenKnaben.- Verlag Ed. Strache, Wien, Prag, Leipzig. Jakob Wassermann: Die PrinzessinGirnara. Verlag Ed. Strache, Wien, Prag, Leipzig. 00 Georg Kulka: Der Stiefbruder. Verlag Ed. Strache, Wien, Prag, Leipzig. Hugo Sonnenschein: Erde auf Erden. Ver lag Ed. Strache, Wien, Prag, Leipzig.