80 j geben würden ? Ihr bekommt Originale dafür,- es sind viele Expressionistische Photographie: Unabhängig unter Euch, die Interesse auch für solche Sachen haben, vom gewollten seelischen Inhalt der Darstellung hat sich So manchen von Euch sieht man auf Kunst-Auktionen, bei den expressionistischen Zeichnern eine eigenartige wie er mit Kennerblick ein Bildchen, eine Radierung, eine Strichtechnik ausgebildet. Diese erweist sich der Nach» Zeichnung ersteht. Der Kunst an sich wird ein solcher ahmung durch die Photographie als nicht unerreichbar, Tausch nichts schaden und Euren Geldbeutel trifft's ja auch wie es zunächst wohl den Anschein hatte. Manche der nicht direkt. Besucht einmal unseren farbenfrohen ,Messe» nach einem neuen Verfahren hergestellten Photographien Stand', das Atelier, wir wollen schon einig werden, Ihr wurden von Kunstgelehrten zuerst für Reproduktionen expressionistischer Zeichnungen gehalten. Gewöhnliche Handelsherren!" St. Lukas-Merkurius. Der ungerupfte Reichsadler: Nach einer Berliner fertige Negative auf Bromsilbergelatineplatten wurden der Meldung hat Karl Schmidt-Rottluff die Zeichnung für den Frankfurter „Umschau" zufolge, einige Minuten in eine neuen Reichsadler, der in dem neuen Reichswappen Platz etwa 5 prozentige Eisenchloridlösung eingetaucht. Bei finden soll, entworfen. Dieses republikanische Wappentier einer Nachbehandlung mit 60 bis 80 Prozent runzelt sich wird folgendermaßen beschrieben: „...ein Holzschnittadler die Bildschicht und diese Runzelung paßt sich einigermaßen ohne Krone und Kette .. . durchaus nicht etwa in einer den Bildkonturen an. Denn das Eisenchlorid gerbt die provozierend »eigenwilligen <?> Manier, die in manchen Schicht an den silberreichen Stellen weniger als an den Kreisendes Volkes hätte Widersprudi erfahren können. .. anderen,-es wird nämlich durch das Silber zu dem nicht » # • ein heraldisches Stück, das dekorativ klar und einprägsam gerbenden Eisenchlorür reduziert. Von den Negativen wirkt, von ausdrucksvollem Charakter, weder heraus» wurden dann auf die gewöhnliche Art Kopien hergestellt. fordernd, noch armselig, noch gerupft. // Wozu ist uns allerdings unerfindlich. DIE ARCHE/ Paul Klee und die Kritik. Eine Auswahl. rr Münchener Zeitung" vom 21. Mai 1920 ... R. B. Paul Klee, Futurist, geboren 1879 bei Bern i. d. Schweiz, Schüler der Münchener Akademie <von Löfftz, Stuck und Knirr), stellt bei Goltz zum erstenmal sein Gesamtwerk aus. Man sieht seine ersten Radierungen grotesken, spukhaften Inhalts, deren Form aber noch ganz geschlossen ist. In Federzeichnungen beginnt die allmäh» liehe Auflösung, der Übergang vom Tatsächlich-Dies» seitigen zur geometrischen Konstruktion, in der Klee selbst und alle, die an ihn glauben, Offenbarungen aus dem Jenseits, der Welt der „Toten und Ungeborenen", er» kennen wollen. Die Farbe — die reine Prismenfarbe — kommt zunächst nur als Illumination hinzu. Allmählich wird sie immer mehr zur Hauptsache. Es entstehen die zahllosen Aquarelle Klees, die gewissen Fröbelspielen der Kinder <Zusammensetzen bunter Papierschnitzel in allen möglichen Formen), wie ein Ei dem andern ähneln. Auch aus diesen Arbeiten, von denen viele selbstverständlich recht hübsch wirken, weil eben die Kombination bunter Farben an sich schon ein Ergötzen für die Augen ist, hat man tiefste Zusammenhänge des Seins herausgelesen. Nun hat Klee diese Kombinationstechnik auch auf das Ölbild übertragen. Farbflecken, geometrische Figuren und primitivste Andeutungen von Menschen und Dingen mischen sich zu einem schillernden Etwas wie imKaleido» skop. Auch hier zuweilen eine angenehme oder über raschende Harmonie von Tönen. Wer möchte das leugnen? Aber ist es möglich, deshalb die entsetzlichen Barbarismen zu übersehen, die beinahe neun Zehntel dieser Fabrikate für jeden von der futuristischen Seuche nicht Angesteckten undiskutierbar machen? Daß Klee so malt und zeichnet, wie wir es sehen, begreift man ja bis zu einem gewissen Grade. Er kann sich auf sein Recht als Mensch und Künstler berufen, sich so verrückt zu gebärden als es ihm beliebt. Zu einem Verbrechen an der Kultur aber wird diese „Kunstübung" durch ihre Propagandisten. Wehe diesen Wortejongleuren und Begriffsequilibristen, die in Stümpern und infantilen Stammlern den unheilvollsten Größenwahn züchten! Auf sie — und nur auf sie! — alle Schuld am Futurismus, dieser „schwarzen Schande" der Kunst! Übrigens hätteKIee, Sohn eines Musikdirektors, eigentlich Musiker werden sollen, Schade, daßer's nicht ge worden ist. Schönberg hätte sich vor ihm verstecken müssen. „Kunst und Künstler". Heft 7. 1920 ... Bei Fritz Gurlitt endlich sah man, neben den im vorigen Heft schon gewürdigten Bildern von Röhricht, reizende Vorsatzpapiere, Stickmuster u.dergl., biedermeierlich stili siert, mit Hilfe von irgendwelchen Vorbildern geschickt archaisierend und geschmackvoll, ja geschmäcklerisch in Form und Farben ausbalanciert, von Paul Klee. Der von etlichen Hohenpriestern auf dem Angesicht Angebetete entpuppt sich nun bei näherer Bekanntschaft, als ein feiner, geschickterKunstgewerbler, dessen nebenher gehende tief sinnig zeichnerische Allotria man nicht weiter zu beachten braucht, der im rein ornamentalen Spiel aber Brillanz ent faltet. Diese Blättchenkunst ist sehr dünn und ganz damen haft, sie ist snobistisch und in ihren gedanklichen Absichten oft albern. Aber es sind feine Fähigkeiten vorhanden, die sich die Verleger nicht entgehen lassen sollten. K. Sch. „Düsseldorfer Zeitung" vom 10. Juni 1920 ... „Große Kunstausstellung Düsseldorf 1920." Ein ähnliches Bild bietet München, dessen neueste Kunst — entschiedener Expressionismus — von Paul Klee ebenso sensationell wie kulturlos vertreten wird. Solche Sachen, von denen sich gut die Hälfte in rheinischem Privat- bezw. Händlerbesitz <A. F1 e ch t h e i m) befindet, mögen tausend mal einen furchtbar tiefen Sinn haben, daß sie ausgestellt werden, kann aber nur einen Zweck haben. Übereinander gedruckte Schnittmusterlinien haben wirklich einen Sinn, aber eingerahmt und ausgestellt verwechselt man Derar tiges nicht mit der Bekleidungskunst. Es ist letztens noch mals feierlichst verkündet worden, Kunst sei Andacht. Woher soll aber ein Mensch die Fähigkeit nehmen, in tausend Sprachen mitzubeten und zuletzt gar noch in dieser Hühnersprache? Es wäre gut, wenn die glücklichen „Pri vatbesitzer" dieser Mätzchen den Drang verspürten, ihre Kleeblätter für sich zu behalten. Wie das Publikum, so hat auch die Presse nicht immer Lust, sich das Hindurcharbeiten durch eine „Große Ausstellung" unnützerweise erschweren zu lassen. Es hätte genügt, wenn München durch seine erwachsene Kunst hier vertreten wäre. S. W.