12 Schwitters steckt nicht in diesem Widerspruch. Er ist nicht nur Künstler, er will es restlos auch sein. Er will die Kunst nicht vernichten. Er glaubt sie zu verjüngen durch Heiterkeit. Das hieße dann weiter: den inneren Menschen verjüngen durch Heiterkeit, Was er schafft kommt gleichfalls aus einer Heiterkeit im tiefsten Grunde der Seele. Es erhält sein Gesicht unter dem Einfluß der Atmosphäre dieser Zeit in Leben und Kunst. Es ist oft grotesk- im höchsten Maße. Niemals ist es bitter. Ich führe hier einiges von dem an, was ich im „Cicerone" 1919 Heft 18 über Schwitters schrieb: „Sein äußerer Weg: 1887 in Hannover geboren, Ma- turum, ein Jahr Kunstgewerbeschule, sechs Jahre Dresdner Akademie, zurück nach Hannover. In frühen Bildern solides Handwerk und verblüffende „Natürlichkeit". Für die ewigen Zweifler vor Neuem also: Schwitters ist Könner im alten Sinne,- durch Schulmäßiges reichlich beschwert. Er schätzt das sogar: bis auf den heutigen Tag treibt er Studien vor der Natur. Er schöpft aus ihr — und ist dennoch schöpferisch. Das macht, er hat das Totalerlebnis. Die Einzelerscheinung dringt ihm tiefer als nur bis zur Netzhaut, tiefer als nur zum Gehirn. Durchlebt bis ins Letzte läßt sie — als Körper verdämmernd — ihr Wesent^ liches in ihm zurück. Aus zahllosen Zellen baut sich so die Erkenntnis innerster Zusammenhänge: das Schauen des Kosmos. Der Künstler erwachte in ihm schon während der ersten Dresdner Jahre.