52 Meine Sehnsucht hat durch das Wort „Preisgabe" ei nen Strich gemacht. Die erste Silbe soll gestrichen sein. Ich suche das frei Gegebene. Es ist mein Wesen, zu ver schwenden, denn dazu ist doch das Leben da. Das Beste kann man doch gar nicht verkaufen. Ich suche das, was sich nicht verkaufen laßt. Das muß es doch auch geben. Jetzt möchte ich ein Adreßbuch nehmen und einen Frage bogen herumschicken. Ob wohl irgendwo Liebe ist? Es muß doch Liebe in der Welt sein. Irgendwo Liebe. Ich will nur sehr leise fragen. Aber über die bejahende Antwort würde ich mich sehr freuen, und hätte teil daran, selbst wenn die Liebe nicht mir gilt. Denn die Liebe geht über mich hinweg, und was ich liebe, muß außer mir liegen. Wie die entfernten Sterne liebenswert sind! Die Men schen sind mir alle so nah, um mich herum, und doch entfernt. Wie seltsam, daß man allein gehen kann, und ' möchte doch bei allen sein. Meine einzige Beschäftigung ist: zu konstatieren, daß die Zeit vergangen ist. Und die Aufgabe: wie komme ich am besten durch die Zeit. Mir ist, als habe ich die Zeit veranlaßt, und ich beginne mir Vorwürfe zu machen. Die Tage fallen wie welke Blätter im Herbst, aber das scheint nur so in der Vergan genheit. Ich kann mir viele Augenblicke dieser Tage ins Gedächtnis zurückrufen, aber die schmerzhaftesten entziehen sich mir. Das ist gut. Alles, was ich sehe, das Straßenbild, die Menschen,