102 Denke gar nicht nach, wohin ich gehen will; schlendere ziellos, träume Buntheiten in mich hinein . . . und mit einem Male steht der aufragende Dom vor mir. Ja, da bin ich dann wieder. Verirrt komme ich mir immer vor, aber hier ist mir, als sei ich dem Punkt, den ich suche, am nächsten. In der Domgegend bin ich am ruhigsten. Ich war ja schon öfter im Dom, aber gebetet habe ich nur einmal hier, und dann nicht wieder. Das ist schon sehr lange her. Am Sonntag hatte ich mir vorgenommen, bestimmte Bekanntschaften zu machen. Ich müßte es doch können, sagte ich mir, denn andere können es doch auch. Wie sollte ich es nicht können? In dieser Weise habe ich mir gepredigt. Ich wollte das Allereindeutigste versuchen. Als Kind hatte ich einmal die Idee, einen Liter Pe troleum schlucken zu können. Wenn ich das nicht einmal könnte! Am Sonntag dachte ich genau so: wenn ich das nicht einmal könnte! Das kam mir immer in den Sinn, und ich bildete mir ein, den Petroleumgeschmack 'im Munde zu haben. Ach, der Sonntag begann sehr verdreht. „Wie kann ich zum Hochamt gehen!" sagte ich mir beim Dom. „Was sind denn das für Stilwidrigkeiten," entfuhr es mir auf den Stufen zum Eingang, und einige Kirchengänger sahen mich höchst befremdet an. Eine Entschuldigung lag mir schon aus der Zunge. Da fiel mir plötzlich Djemma ein: nur keine Empfindsam keiten! Wie sagte sie doch? „Machen Sie sich unemp findlich." Ich hätte ganz gerne ein freches Gesicht geschnitten.