109 Vielleicht wird gerade jetzt im Dom das „Agnus Dei" gezeigt. Am Sonntag bettelt man ohnehin nicht. Also... Mein Herr klopft mit einem Fünfmarkstück an sein Glas. Ob er wohl noch mehr davon hat? Ist das ein auf dringliches Jntereffe! Soll ich ihm nicht das Geldstück aus der Hand reißen und ohne Erklärung aus dem Lokal stürmen? Dann aber direkt in die Kirche! Ohne Umwege in die Sicherheit? In der Kirche dürfte man mich ja nicht verhaften. „Entschuldigen Sie, ich möchte einen schwarzen Kaffee trinken," entringt es sich mir. Der Herr lächelt mir aufmunternd zu und bestellt ei nen schwarzen Kaffee. „Nun sind wir bald soweit," lä cheln dunkle Zahnlücken. „Ich kann nichts vertragen auf nüchternen Magen ..." „Sie können ja dichten, Kleine." „Leider nicht, das war immer mein Kummer." „Wenn Sie weiter keine Sorgen haben." „Sonst gar keine." Schmunzelt und liest. Ich darf kein solch ernstes Gesicht machen. Das wirkt manchmal lächerlich, weil ich noch zu jung bin, und es wohl noch zu früh ist. Am frühen Morgen faste ich den Vorsatz zu lächeln, auch wenn es nicht herzlich gemeint ist. Ich meine, das künstliche Lächeln könne vielleicht mit der Zeit meine Le bensanschauung ändern. Das fällt mir in diesem Augen blick wieder ein, und ich lächle also.