iiZ 8 Hennings, Brandmal „Nein, so weit bin ich noch nicht gekommen." „Ich bin nämlich auch nicht über den Rhein gefahren." Da lacht er, als habe ich einen Witz gemacht. Da muß ich auch lachen. „Aber ich bin über den Mühlenteich gefahren. Der ist bei uns zu Hause. Der Mühlenteich ist längst nicht so breit wie der Rhein, aber das Wasser ist von einer merkwür digen Farbe. Wie soll ich sagen? Es ist seltsam, daß es Unvergleichliches gibt, nicht wahr? Unser Mühlenteich ist eine Versuchung für junge Menschen, die unglücklich lie ben. Die lassen sich bei uns so leicht ins Wasser fallen. Sie gleiten sachte hinein, ohne vorher zu denken. Bei uns sagt man, die Farbe des Wassers sei so schön, daß man dieser märchenhaften Farbe auf den Grund kommen wolle, und dann sei die unglückliche Liebe auch fort, weil Schöneres sie aufnehmen soll. Bei uns gibt es Menschen, die scheuen sich, die Gefallenen aus dem Wasser zu holen. Als Gruß wirft man ihnen Blumen nach in den See. Die Totengebete sind bei uns Seligpreisungen der Erlö sten." „Auf Sie scheint der Mühlenteich keinen Einfluß ge habt zu haben," sagt er lächelnd. „Ich habe ja keine unglückliche Liebe gehabt. Aber weil man es doch nicht so genau wissen kann, war ich doch stets recht vorsichtig, nicht hinzusinken. Freilich, einmal er schien mir das Wasser so schön, daß ich, wenn ich nicht fortgeeilt wäre, ohne unglückliche Liebe mich nicht nur hätte fallen lassen, sondern geeilt wäre, wie mit ausge-