iZr 9' Sie sagte mir: „Das Leben, das ich führe, paßt nicht mit der Liebe zusammen." Ich glaube das ohne weiteres. Und als ich sie gar so gut verstand, fragte sie mich er staunt, ob ich denn auch liebe. „Nur so im allgemeinen," sagte ich. Es war mir, als müsse ich mal nachsehen, und es fuhr mir, weil sie mir ja gerade am nächsten war, so heraus: „Ich glaub", ich liebe dich." Da lag sie mir auch schon weinend am Hals, und ich bemerkte erst jetzt: es hatte gestimmt, was ich sagte. Wir beschlossen, gemeinsam mit Frau Schneider zu sprechen, aber es war uns doch ein wenig ängstlich dabei zumute. Wie würde Frau Schneider sich zu Hennys Ab reise stellen? Sie muß natürlich heimlich abreisen, sonst werden die Mädchen sie ihrem Freunde verraten, und der ist ihr Todfeind. Oh, mein Gott, ich wußte nicht, daß es so schwer ist, anständig zu werden. Wir machten Frau Schneider den Vorschlag, doch darauf einzugehen, daß ich die Schuld übernehme. Frau Schneider sah mich musternd von allen Seiten an, als sei ich ein Pferd, das geschätzt und gekauft wer den solle. Ich hätte mich nicht einen Augenblick gewun dert, wenn sie verlangte, ich solle zur Prüfung meiner Sta bilität die Kleider ablegen. So sah sie mich an. Ihre Blicke drangen förmlich durch mich hindurch. Es war mir sehr peinlich, daß eine bejahrte Frau sich für meinen Kör