189 Könnte ich nicht irgendeine herausgreifen, und mich aus schließlich um diese irgendeine bekümmern? Könnte ich mich doch sorgfältig um ein fremdes Schicksal bekümmern und vollkommen von mir absehen. Mich gar nicht mehr wissen. Essen und Trinken vergessen und mich versenken in ein anderes Leben, vollkommen. Ich kenne ein älteres Mädchen, das sich in einer rüh renden Weise eines jungen Mädchens annimmt. Das äl tere Mädchen geht allerdings, wie auch die Junge, im mer noch auf die Straße. Ich erwarte aber, daß die eine oder die andere das aufgibt. Diese beiden Mädchen sitzen im Cafe an einem Tisch. Ich setze mich zu ihnen. Wie sehen diese beiden doch verschieden aus. Der Ael- teren fällt der glänzende Satinrock wie fließendes Wasser von unglaublich schmalen Hüften. Sie hat so wenig Körper, ist so hager. Es scheint so wenig da zu sein, was lebt. Dennoch empfindet dies Mädchen soviel Freund schaft für eine andere. Das Mädchen mit dem Satinrock wird die „Wasser leiche" genannt. Dieser Vergleich trifft wirklich ihr Aeu- ßeres, aber auch nur dieses. Wunderbar, daß ein so lie ber, warmer Mensch verborgen sein kann unter einer so kalten Hülle. Die Wasserleiche sieht ja aus wie eine Attrappe. Ich sah sie durchs Cafe gehen und bemerkte, daß ihre Beine sich gleich dünnen Holzstelzen unter ihrem Rock abzeichneten. Ihr Gesicht, mit grauer Haut überzogene Backenknochen, sieht wie ertrunken aus. Wasserblaue,