204 Wieviel Unnötiges aber in meinen Kreisen gesprochen wird, ist unbeschreiblich. Wir werden hohe Rechnungen zu bezahlen haben, wenn wir jedes unnötige Wort, das dem Guten nicht dient, begleichen sollen. Es gibt Mädchen, die, wie man es nennt, kurz ange bunden sind. Die interessieren mich besonders. „Gehen Sie mit? Macht zwanzig Mark." Aber von denen heißt es, sie seien unverschämt und frech. Nur weil sie sachlich sind. Mir aber gefällt diese Sachlichkeit, denn es liegt Unschuld in ihr. Warum viele Worte sprechen, wenn die Sache doch einfach ist. Ich beschränke mich darauf, nur das Nötigste zu sa gen. Ich kann meinen Traumbekanntschaften keine lan gen Vorreden halten, und meiner Kürze wegen hält man mich für zynisch. Ich kann nicht Dingen einen Schimmer verleihen, die keinen haben, durchaus keinen haben. Wenn ich das Wort „Ich liebe dich" annahm—: habe ich mich nicht ein wenig blamiert? Auch hatte er doch eine Braut, und die liebt ihn natürlich, sonst wäre sie ja nicht seine Braut. Ihr Bild stand auf dem Tisch, und ich durfte es nicht einmal in die Hand nehmen. Sonst haben wir uns ganz gut vertragen. Ich bin gar nicht mehr im Zweifel: er war sehr hübsch. Erst nachdem er mir sagte, er liebe mich, wollte ich mich ein wenig um seine Angelegenheiten kümmern. Das war seine Braut. Ich durfte nicht einmal den Bilderrahmen ansaffen. Nicht einmal fragen, auf welche Weise er mich denn liebe. Dabei soll einer nun intim werden!