r 208 losigkeit in mir. Was ist denn das, daß ich gar nicht müde werde? Man hat mir den Spitznamen „Fledermaus" gegeben. Ich glaube nicht, daß man mich meiner Nachtschwärmerei wegen so genannt hat. Die Mädchen sagen, ich habe et was Flatterndes, Nervöses in mir, einen unsicheren Gang, und da gelte ich eben als Fledermaus. Ich mache meiner Gattung wenig Ehre, denn was eine anständige Fledermaus sein will, läßt sich wohl nicht am Tag auf der Straße sehen. Weil ich das weiß, fühle ich mich vielleicht so ängstlich und verboten. Wie gerne möchte ich mich ein wenig anpasien, und sei es auch nur den Fledermäusen. Aber die Nacht genügt mir nicht zum Leben. So gehe ich denn durch die Straßen, durch Kreuz- und Querstra ßen gehe ich, ganz schnell. Ich möchte den Glauben er wecken, als gehe ich irgendwohin. Ich bilde mir ein, es müsse geglaubt werden, daß ein bestimmtes Ziel mich lei tet. Gleichgültig, wer es glaubt, denn niemand kennt mich. „Glauben Sie denn an mich?" so möchte ich fragen. Und wenn sich ein Kopf bejahend neigte, eine neue Hoff nung würde einziehen in einen ziellosen Menschen. Es würde mir gut gefallen, wenn eine Frau mich nach dem Wege fragen wollte. Rasch und höflich würde ich Auskunft geben, mich dann entschuldigen: „Ich habe es eilig, ich werde erwartet." So hübsch habe ich mir alles ausgedacht. Aber niemand fragt mich. Und ich gehe doch so schnell, daß man mir ansehen muß, ich kenne die Stadt.