215 Leben gegriffen. Was ich Ihnen sage, ist Leben. Das Abendmahl dürfen Sie drauf nehmen. Mag abscheulich sein, aber ist nur die Wahrheit. Alles andere ist Dunst. Lieben tut kein Mensch, sonst brauchte ich doch nicht hier zu sitzen und auf die Kerls zu warten, die um sechs aus dem Bureau kommen. Wenn ich im Vorbeigehen einen Handlanger im Hausflur für zwei Mark fünfzig beglücke, kann ich mit demselben Recht Liebe sagen, wie eine Ehe frau, die sehnsüchtig mittags ihren Mann erwartet. Ich brauche den Handlanger ebenso nötig. Sehne mich genau so. Mehr, mehr. Ich muß mir die Anständigkeit fünfmark weise zusammenverdienen. Das hat keine Ehefrau nötig. Die Einseitigkeit ist keine Liebe, das ist nur Bequemlich keit. Wenn zwei sich lieben, wollen sie von außen gar nichts mehr sehen. Dazu haben sie gar keine Zeit. Die sind fertig mit der Welt. Wenn sie nicht fertig sind, dann lieben sie sich nicht." „Auf keinen Fall wird geliebt. Sie sagen es. Es muß also wahr sein, irgendwie wahr. Nein, ist nicht wahr. Es gibt nur das Bemühen in der Welt. Bei manchen doch das Bemühen. Das Streben, etwas zu erleichtern. Tra gen wollen, wo Lasten sind." „Man ist anständig, wenn man klar sieht. Aber die Humanität ist ja zum Speien. Die sind ja in einem Du sel. Damit ist niemandem geholfen. Im Gegenteil . . . Es gibt in der Besserungsanstalt Schwestern vom gu ten Hirten. Die genießen sanft unsere Sünden, die es gar nicht gibt. Das ist eine Schmach. Wir zahlen die Kosten, damit sie sich fühlen können. Ich brauche doch