289 19 Hennings, Brandmal Gesprächsfetzen, fremde, fallen in mich ... Bin ich denn ein Aufnahmeapparat? Bin ich beauftragt, fremde Worte zu-notieren, damit sie hier zu lesen sind? Ich möchte mich manchmal auflehnen und sagen: „Was geht es mich an, was in einem Ballokal in Hannover gesprochen wird? Geht nicht. Geht mich an. Geht alle Welt an. Wo etwas angeht in der Welt, das geht mich an. Mir ist, als müsse ich um Verzeihung bitten für alles, was ich nicht gehört, gesehen, vernommen habe, wobei ich nicht gewesen bin. Ohne mich geht die Welt schief und in die Brüche. Wo etwas zu halten ist, da halte ich. Kann nicht anders. Ich halte, was ich halten kann. Bin Gepäckträger und sage es, damit man es weiß. Ich helfe die schwere Welt tragen, soviel ich tragen kann. Ich will mich nicht drücken. Ich laufe nicht davon. Nur nicht zusammenbrechen! O ihr Schwestern aller Gassen, seht, ich weine, denn euer Leid ist schwer, und mein Leid. Wenn ich das Wort Schwester nur fühle, glau be, anbete . . . Tränen fallen nieder, tief, ganz tief, und ich bin unter euch, unter euch allen; denke an euch, die ihr dasselbe Grauen wie ich empfunden habt. Kann denn ein wesentlicher Unterschied zwischen Frauen bestehen? Gibt es nicht eine Stelle, da jede Frau Jung frau ist? Jungfrau, und sei sie noch so verworfen, preisge geben. Kennt ihr das Grauen, vor dem alles, was rein blieb, entsetzt flieht: das Grauen vor dem Endlichen? Wie vieles wird uns abgesprochen. Dürfen wir immer sagen: mit Unrecht? Wie tief müssen wir unseren Grund