301 Nur, ich war so müde. Das kann man ja werden. So müde . . . Es war nur gut, daß ich immer weniger Geld brauchte. Auch das wenige Geld brauchte nicht eigentlich ich. In den letzten Wochen wohnte ich heimlich bei T., der mir gut gefiel. Dafür gab es verschiedene Gründe, also kann ich ihn nicht geliebt haben. Er gefiel mir sehr gut. Wenn nur aus dem alleinigen Grunde, weil er in unmittelbarer Nahe des Friedhofes wohnte —: es hätte vollauf genügt. O ja, T. hat mir sehr gut gefallen. Nicht nur, weil ich Grabkreuze schimmern sah, wenn ich nachts über den Eisenzaun kletterte und an sein Fenster klopfte, das im Hochparterre lag. Mein Seidenkleid ist einmal hängen ge blieben und zerriffen an den Spitzen des Zaunes. Doch auch das hat mir gefallen. Doch sehr still. Es war ein stilles Vergnügen, wenn man ein Vergnügen so nennen kann. Wie liebte ich das dumpfe Zimmer. Die dunklen Voile gardinen, das ungemachte lässtge Bett, die auf dem Tische verstreut liegenden Bücher, die nicht mehr gelesen wur den. Die wackligen blau bezogenen Stühle, auf denen man nicht mehr saß. Am Morgen klopfte es einmal vorsichtig an die Tür. Das war T.s Mutter. Mich ging die Welt nichts an, also gab es nichts mehr, wofür ich mich hätte schämen sollen. Ich hörte leise die Tür öffnen, und das Wort „Geld" klang wie aus weiter Ferne an mein Ohr. T. verschloß die Tür, trat ins Zimmer zurück, sah mich besorgt an. Ich wies mit einer Kopfbewegung auf meine