15
gleichen gelben Farbe wie meine Strümpfe. Wie unge
schickt, daß der Kellner nicht glauben will, was er doch
mit leibhaftigen Augen sieht. Vielleicht gerade darum
glaubt er nicht.
„Wünschen Sie Souper?"
. . . Soupe? Der hat doch eine Oper geschrieben . . .
Wie der Kell«r auf meine Beine starrt. . .
„2n diesen gelben Strümpfen hab' ich doch die „Jung
frau von Orleans" gespielt. Ich habe Frankreich erlöst
in Gelsenkirchen!"
Der Kellner lächelt, gezwungen zustimmend. Er glaubt
wohl nicht recht, daß ich die Jungfrau bin, wenn ich auch
nicht danach aussehe.
Jetzt glaubt er, ich werde meine Bestellung machen,
aber ich schweige. Sehe geradeaus. Da wird er ein we
nig ungeduldig:
„Also, bitte, wünschen Sie Souper?"
Warum er wohl wünscht, daß ich Soupe wünschen
soll? Ich werde meine Wünsche schon selbst formulieren,
selbst wenn ich keinen Pfennig mehr in der Tasche habe.
„Nicht Soupe, Kaffee wünsche ich."
Ich spiele nachlässig mit der Speisekarte und habe so
eben in vornehm müdem Salondamenton gesprochen.
Der Kellner fegt, die schnuddelige Serviette unterm
Arm, durch das ihm vertraute Lokal. . . „Nicht Soupe,
Kaffee wünsche ich" . . . Diesen Ton hätte ich verwen
den können als Athenais im „Hüttenbesitzer", wenn wir
nicht Pleite gemacht hätten. Wenn wir uns nicht aufge-