als hätte ich mich seit Tagen nicht gewaschen. Das war
und ist auch so, aber es braucht mir doch nicht so vorzu
kommen. Kaffee habe ich mir bestellt und zwei Eier im
Glas. Mir ist, als sei schon viele Zeit vergangen, seitdem
ich in der „Ewigen Lampe" war.
Die Verbindungstüren, die zum Nebenzimmer führen,
sind weit geöffnet. Da drinnen wird Klavier gespielt.
Aber das ist kein ehrliches Klavier. Es spielt von selbst.
So etwas habe ich noch nie gesehen. Wenn man ein Geld
stück irgendwo hineinwirft, spektakeltes im Klavier, als
saßen lärmende Poltergeister darin. Sowie die verstum
men, läuft schnell jemand zum Klavier und steckt wieder
Geld hinein. Tann fängt's wieder an. Immer die „Do
nauwellen". Das ist ein Rumor!
Man schleift Walzer auf faserigem Holzboden. Ich sehe
enge und weite Herrenhosen, Beine, die sich drehen und
zuvorkommende Kreise beschreiben. Starre und weite
Röcke schwenken, rauschen und legen sich, fallen nach der
schmelzenden Donaumelodie. Die wird durch viele Neben
läufe, Hackungen und krankhafte Klappergeräusche gestört,
wie nahe und ferne Träume in mich eingehen.
Merkwürdig! Wenn man nicht die Lust zum Tanzen
hat, wie grauenerregend erscheinen einem dann die gro
tesken Bewegungen.
Wie unheimlich ist mir die Seligkeit, mit der man
selbstverständlich und verrückt singt:
„Du, du, du, du, du,
Du bist kühl und doch so heiß.
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3 Hennings, Brandmal