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Durch die hohen Butzenscheiben leuchtet die Sonne
gelblich, so mittelalterlich herein.. Da sehe ich die Welt
blau, durch eine blaue Scheibe. Dann sehe ich gelb.
Mein Herr trinkt sein Bier und liest eine Zeitung „De
Kölsche Jung". Wir sitzen an einem altdeutschen Tisch,
und an den andern Tischen sitzen auch noch viele Men
schen. Und überall ist es jetzt zehn Uhr früh. Hier dampfen
Kutteln und Tellerfleisch. Und man ißt, als sei'es schon
Mittag.
Das gelbe Bier macht mich ein wenig schläfrig. Ich
glaube, ich kann doch keinen Liter Petroleum trinken. Das
wäre mir vielleicht doch ein wenig viel.
Die Fliegen haben hier ein gutes Auskommen. Sie ge
hen gar nicht mehr auf die langen Leimfetzen, die in bun
ten Kokarden von der Decke hängen. Ich glaube, die Flie
gen sind auf Grund der Erfahrung der anderen Fliegen
so gescheit geworden, daß sie nun ihrerseits nicht auf den
Leim gehen.
Ich habe jetzt doch fertig gekriegt, eine Bekanntschaft
zu machen. Habe es doch ebensogut wie die anderen
Mädchen verstanden.
Vielleicht kaufe ich mir morgen eine Leinenbluse. Mal
sehen.
„Mögen Sie etwas effen. Kleine? Dann bestellen Sie
sich nur. Entschuldigen Sie mich nur einen Augenblick. Ich
möchte nur etwas Wichtiges in der Zeitung lesen. Nach
her stehe ich dann vollkommen zu Ihrer Verfügung."
Ich bin ganz ergeben. „Danke schön."