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an dem ärmsten aller Almosen. Die freundlichen Bilder,
die sonnigen Vorgärten der Villengegenden kann ich noch
nicht genießen, und darauf warte ich immer: mich zu ver
senken in das, was schön ist.
Ich sehe, andre empfinden gleich mir, sonst hätte ja
niemand jene private Leidenschaft, die mich an allen, mit
denen ich zusammentreffe, am meisten interessiert. Bei
manchen scheinen es kleine, unbedeutende Schrullen zu
sein, darin aber entdecke ich gerne die Eigenart und Per
sönlichkeit.
Lina in Nummer 5 hat Puppen, mit denen sie heim
lich spielt. Sie schämt sich ihrer Marotte, wie sie sagt.
Mich aber rührt es, wenn sie den kleinen Fetzenpierrot
mit der verzweifelt bunten Spitzenkrause ins Bettchen
legt. Ich sehe nur, wie sie die Sehnsucht, Mutter zu sein,
in eine Puppenwiege hineinlegt, und denke es wäre gut,
wenn die arme Lina einen Mann kennen lernte, von dem
sie ein Kind bekäme.
Fanny hängt sehr an einer Bulldogge, die zu den Fü
ßen ihres Bettes schläft. Sie sagt, der Hund sei ihr so treu
und ergeben, und er kläfft bedrohlich, wenn jemand sie
anrühren will. Dann muß sie ihn beruhigen und ihm
bedeuten, daß ihr nicht Schlimmes geschieht. Das macht
sie, indem sie lacht.
Ich habe ihr nicht gesagt, daß ich einen Hund, der
nur seinem Besitzer zugetan ist, andern gegenüber aber
eine feindliche Haltung einnimmt, nicht für treu halte.
Wenn man ihr solches sagt, ist sie beleidigt.
Zu dem Hund sage ich, wenn er mir auf der Treppe