26 Alfred Stix vernahm, daß von dem allem, im Rahmen der räumlichen Möglichkeiten, wie das Kunsthaus sie eben bietet, mit Ausnahme der gefährdeten großen Tafeln von Bruegel, theoretisch alles, praktisch nur das allerbeste vom Guten, für Zürich zur Verfügung stehe; und daß die Ausstellung ihren damals festgesetzten Namen „Meisterwerke aus Oesterreich“ — nur Meisterwerke, aus allen Zeiten und Regionen — glän- zend rechtfertigen werde; und mit wie großer Spannung man in Zürich die Verzeichnisse erwartete, welche die vorläufigen mündlichen Angaben bestätigen und endgültig melden sollten, mit welch einer Leihgabe unter diesem Titel unsere Wiener Freunde die Stadt Zürich und die Schweiz für volle vier Monate zu beschenken sich entschlossen haben. Da ein Teil der Bilder erst im Lauf des Sommers aus ihren Verstecken nach Wien zurückgeholt und hier der sorgfältigen Prüfung ihres Erhaltungszustandes unterzogen werden konnte, verzögerte sich die Ausfertigung der Verzeichnisse bis nach Mitte September. Sie entsprachen nicht in allem den ja sehr hoch gespannten Erwartungen der Empfänger. Es hatte sich gezeigt, daß Werke, die man in Zürich gern geschen hätte, während ihres Exils besonders sehonungsbedürftig geworden waren. Andere erforderten vorerst langwierige, durch die Nachkriegsverhältnisse erschwerte Restaurierungsarbeiten. Tief einschneidend war die in Wien auf Grund von KExperten- berichten getroffene Entscheidung, daß alle auf Pappel-, Lin- den- oder Tannenholz gemalten Tafeln nicht den mit der zwei- maligen Reise und dem Aufenthalt in Zürich zu gewärtigenden Risiken von Temperatur- und Klimawechsel ausgesetzt werden sollen. Dies bedeutete zeitlich den Verzicht auf alle Tafeln des 15. und frühen 16. Jahrhunderts, künstlerisch auf alle Meister- werke der frühen deutschen, italienischen und niederländischen Malerei, über Dürer und Holbein hinweg bis in das Werk von Tizian, Rubens und -Rembrandt hinein.