49 „Maidche, komm her!“ rief Flametti der Kellnerin und zog die Düte mit den Leckerli aus der Rocktasche. „Das ist für dich!“ Und Maidche nahm beschämt die Leckerli in Empfang. „Ein Don Juan, dieser Flametti!“ versicherte der Wirt seinen schmunzelnd weitertrumpfenden Gästen. „War der Mechmed da?“ fragte Flametti die Kell nerin. „Nein, bis jetzt nicht.“ Flametti sah nach der Uhr, geschäftsmässig, ohne indessen verabredet zu sein. Nach der dritten Halben, als er eben gehen wollte, öffnete sich die Tür und herein trat Mechmed. Ali Mechmed Bei hiess der Türke. Er wohnte im Parkhotel und kam aus Aleppo. Und darin hatte Jenny wohl recht, dass Flametti ein wenig verdreht war im Kopf, seit er den Türken kannte. Ali Mechmed Bei: schon der Name faszinierte Fla metti. Eunuchen, Sklaven und Harem wirbelten vor seinen aufleuchtenden Augen, wenn er in heimlichen Stunden den Namen vor sich hinsprach. Ali Mechmed Bei: enorme Gelder musste er haben. Man wusste nicht recht, was er eigentlich trieb. Aber er kam häufig in den ,Vogel Strauss* und dort hatte Flametti seine Bekanntschaft gemacht. Ein grosses Tier musste er sein unter seinesgleichen. Denn er hatte noble Allüren an sich. Dämonisch zog er die dichten, weissen Augenbrauen hoch, wenn man ihn ansprach und pflegte mit den Fingern zu trommeln auf der Tischdecke. „Tja, mein lieber Freund!“ sagte er dann, nickte mit dem Kopfe in einer weltmännisch gewitzigten Weise und sah nach der Decke, wo er jede Flametti. 4