69 Fräulein Güssy lang, überlang, so was Langes haben Sie hoch nicht gesehen. Vorne platt wie ein Nudelbrett. Mit langen Zugstiefeln, grossen dunklen Kuhaugen und langen, wehenden Armen: zwanzig Jahre. Fräulein Traute kräftig, rosenrot, Hakennase. Stets kichernd und schamrot über den eigenen Busen, der prall und anbötig vorn abstand, und den sie stets eifrig bedacht war, mit beiden Händen über die Hüften hinunterzu glätten: achtzehn Jahre. Und Flametti sah sie an mit einem Auge voll Wohl gefallen beide. Und all dies Weiberfleisch wurde ein quartiert zu Fräulein Rosa, hinter den Bretterverschlag, zu den Turteltauben; wurde als Lehrkraft dabehalten, und suchte sogleich mit Eifer sich nützlich zu zeigen. Und Besuch kam nachmittags: Fräulein Raffaela, Tänzerin, und Fräulein Lydia, Tänzerin; beide vom Zirkus. Mit ihrer gemeinschaftlichen Mutter Donna Maria Josefa. Donna Maria Josefa war eine sehr preziöse Dame. Sie setzte beide Hände trommelnd auf die Tischplatte und liess ihre Augen schweifen, ohne den Kopf zu bewegen. Ihre Nase war etwas gerötet von Frost. Ihr Ge sicht beherrscht. Ihre schmalen, behaarten Lippen ver bargen ein Gebiss, das mit wahren Haifischzähnen be setzt war. Man stellte vorsichtig Kaffee vor sie hin und die beiden Töchter setzten sich zu ihrer Seite, je rechts und je links, und sagten: „Mama, ach Mama! Mama, nimmst du Zucker? Mama, nimmst du Milch? Mama, nimmst du Zwieback? Mama, nimmst dü Honig oder Gelee ?“