94 „Wer hat die Stiefel geputzt?“ rief er. „Ich!“ riefen Traute, Rosa und Güssy zugleich. „Gut!“ sagte Flametti, zog die Stiefel an, setzte den Hut auf und stapfte davon. Er ging aber nicht zu den Häslis, sondern begab sich schnurstracks zu Fräulein Mabel Magorah, der indischen Traumtänzerin, Rübengasse 16.IV, die er als Ersatz benötigte. Auch Jenny stand jetzt auf, gar nicht guter Laune, zog den blauen Schlafrock über, der wie ein Bügel teppich aussah, band ihn über dem Leib zusammen und kam zum Vorschein. Das erste war, dass sie ihre ungeputzten Knöpfel- schuhe bemerkte. Sie tat, als merke sie gar nichts, und fragte harmlos, indem sie sich zum Kaffeetisch setzte: „Wer hat meinem Mann die Stiefel geputzt?“ Schweigen. „Na, werd’ ich’s erfahren, wer meinem Mann die Stiefel geputzt hat?“ Güssy frech und phlegmatisch: „Ich. Warum?“ ( „Weil du auch meine zu putzen hast, wenn sie dabeistehen.“ Und Jenny nahm die Knöpfelschuhe und warf sie der Güssy vor die Füsse. „Na!“ maulte Güssy, „ich bin doch keine Dienst magd hier im Hause! Soll doch die Rosa die Stiefel putzen! Ich bin hier als Sängerin engagiert!“ „Was bist du?“ rief Jenny erbost, „Sängerin? Was sagst du? Einsperren werd’ ich euch! Nichts zu essen werd’ ich euch geben! Ich werd’ euch Mores 1 lehren! Für die Kerls habt ihr Augen. Für’s Arbeiten nicht!“