i ■ 114 „Flametti!“ stellte sie ihn zur Rede, „das was nicht nötig! Das haben wir nicht verdient um euch. So ;eine Blamage! Ich hab’ nun gesehen, wie man mit uns verfährt. Ich habe nie nötig gehabt, im Häuschen zu sitzen!“, — das war eine Anspielung auf Jennys Vergangenheit —, „na, gut, dass ich’s weiss.“ Hastig strich sie sich die Löckchen aus der Stirn. „Jenny,“ rief sie, „das hätte ich nicht erwartet. Pfui Teufel. Da sieht man’s!“ Auch Häsli fand solche Manier despektierlich. Er spuckte aus. Sagte aber nichts. Rosa feixte. Es war keine Zeit, sich aufzuhalten. „Fort, Kinder! Anfängen, anfangen!“ drängte Fla- metti. „Engel, den Vorhang! Fertig? Herr Meyer!“ Die Mädel rannten hinter die Bühne. Flametti stürzte sein Helles hinunter. Der Zwergpintscher auf Fräulein Amaliens Busen kläffte, weil ihn Amalie kit zelte. Die Rosenlauben schwankten. Das Publikum rückte gespannt auf den Stühlen. Klingelzeichen. Der Vorhang ging auf, und in einer Reihe standen: Jenny, Rosa, die Soubrette, Fräulein Oüssy und Fräulein Traute; alle in Tangokostümen. Rot, blau, grün, gelb, violett die Schleifen im Haar. Ueberflutet von Bühnenlicht. Ein zärtlicher Anblick. Die hochgeschminkten Gesichter strahlten. Die fünf Paar Beine in farbigen Seidenstrümpfen standen adrett geschlossen, iKadettenbeine. Die duftigen Hänger in süssen Farben stützten kokett die baumelnden Locken köpfe. Mehr oder weniger Busen sog sich voll Luft. Herr Meyer Schlug den Akkord an. Die ziegelrot über malten Münder öffneten sich, und ein Frühlings-Be-