164 i nötigt sah, noch spät in der Nacht mit seinem prämier ten Wolfshunde einzuschreiten. „Judenverkäufer! Bandit! Unterdrücker! Schmier fink!“ schrie Lydia, von Raffaela gezaust und von Lepo zerdroschen, dass es weithin den Gang und das Haus durchgellte. Sogar Jenny, die sich in Wahrheit aufopfernd be nahm — sie lieh ihren Proteges das halbe Boudoir aus, Brennschere, Seife, Nachttopf, Benzin —, wurde in Mitleidenschaft gezogen. „Du, Jenny,“ sondierte Raffaela, als sie an Jennys Namenstag traulichen Streuselkuchen zum Kaffee be kam, j,wie ist das denn mit der Traute ^geworden? Seihreibt er ihr noch? Der schreibt ihr doch sicher noch! Meinst du nicht auch?“ „Nein, nein,“ meinte Jenny bedeutungsvoll, „der schreibt ihr nicht mehr. Dem ist die Lust vergangen. Das hat sich ausgeschrieben.“ Und einige Tage später: „Du, Jenny, der hat was mit der Soubrette. Der Lepo auch. Gib mal acht, wenn sie singt! Ist dir denn das noch nicht aufge fallen?“ „Geh’,“ sagte Jenny, „du träumst!“ Aber sie nahm sich vor, auf der Hut zu sein. Und Raffaela, in ihrer Strohwitwenschaft, leistete sich’s, mit Flametti anzubändeln. Sie hielt ihn nach alldem, was Jenny ihr anvertraut hatte, für einen Naivling. Schon duzten sie sich, trotz Flamettis erklärter Anti pathie, als eines Tags Jenny dahinterkam in der Gar derobe. „Was ist denn hun das?“ schrie sie, hochrot und ab