176 Rasenbank in Sibirien den Raben zum Frass überlassen dalag und nach ihr rief: ,Lydia, hierher, zu mir!* dann brach ihr das Herz. Herunter hing ihr der Unter kiefer, herunter hingen ihr die Augenlider, die Arme. Ein kleiner Tropfen bildete sich an der spitzen Nase. Ausbradi sie in lautes Heulen und war untröstlich. Umsonst versicherte man ihr, er sei gewiss noch in der Kaserne, und wer weiss, ob er jemals, wenn er doch nur seine Eckzähne habe und nicht gut beis- sen könne, hinauskomme in den Schützengraben. Kein vernünftiges Wort verfing. Kein Scherzwort genügte ihr. Sie hatte genug von der Welt. Dem Hauptmann wollte sie schreiben, hinreisen zu ihm, sich niederwerfen vor ihm, sich ihm anbieten zu jeder Schmach, wenn er ihr nur ihren Emil wiedergebe. Eine Deklassierung der Zirkusartisten fand statt, eine Nivellierung innerhalb des Ensembles. Ja die Apachenpartei, die unter empfindsamen Re gungen weniger litt, gewann langsam wieder die 1 Ober hand. Monsieur Henry, der Ausbrecherkönig, beherrschte jetzt völlig die Rolle der Zeugin Emilie Schmidt. Und Herr Piener, der Schlangenmensch, unter dem über ragenden Druck der Begabung Leporellos nicht länger leidend, arbeitete sich unter täglichen Trainagen und Fräulein Lauras geneigter Assistenz langsam wieder in den Vordergrund. Einen wirklichen Knacks aber erlitt die moralische Situation des Ensembles, als man dahinterkam, Fla- metti habe einen Prozess, und als man erfuhr, um was für einen Prozess es sich handelte. „Kinder!“ rief Raffaela, und ein Licht ging ihr auf,