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gegeben. Und Meyer hat mir bis jetzt noch kein
Wort gesagt, dass ihr weg wollt. Ich habe bis jetzt
keine Kündigung.“
Laura wurde verlegen. Flamettis Ton klang be
fremdet, aber nicht bitter.
„Ist er vielleicht nicht zufrieden mit seiner Gage?
Steht ihr was aus? Seht ihr denn nicht, dass es
unmöglich ist, mehr Gage zu zahlen? Sie sehen doch
selbst am besten, wie das Geschäft geht. Ihr könnt's
euch doch an den Fingern abzählen, was übrig bleibt!
Zehn Leute ernähren — glauben Sie nicht, dass das
einfach ist! Ich kann euch ja eine Kleinigkeit zulegen,
ab fünfzehnten. Aber mehr kann ich nicht tun. Wenn
Meyer fwill — ich mach’ ihn zum Regisseur. Ich habe
jetzt imeinen Prozess. Meyer ist tüchtig, Meyer ist
still, Meyer ist anständig. Man hat Respekt vor ihm.
Er kann mich vertreten. Vertrauensstellung. Vielleicht
vergrössern wir, wenn erst der Prozess vorbei ist,
und teilen die Truppe. Er kann die eine Hälfte leiten,
ich nehme die jandre.^ Aber man jmuss sich doch ausspre
chen! Ich kann’s ihm doch nicht am Gesicht ablesen!
Tut doch den Mund auf, wenn ihr was zu sagen habt!“
Die Soubrette schwieg.
„Jenny hat mir erzählt. Sie wissen ja, ich liebe
meine Frau. Sie übertreibt manchmal; das dürfen Sie
nicht tragisch nehmen! Ich weiss ja nicht, was sie
gesagt hat. Aber Herrgott! Wir sind doch alle Men
schen! Man spricht sich aus. Man sagt sich auch
einmal was ins Gesicht. Aber man rührt sich doch!“
„Nein, wissen Sie,“ tischte Laura jetzt auf, „das
war ein bisschen zuviel, heute nachmittag! Das kann
ich mir denn doch nicht sagen lassen. Es ist ja
Flametti. 14