Die Kulisse. 11 stand und lauschte an den Türpfosten der Natur. Noch die sublim sten Geheimnisse wurden beschnüffelt und angedrungen. Ein dringen, Sicheinfühlen hieß die Parole. Es war eine kriechende und verkrochene Zeit, wie ja die Psychologie als oberster Maß stab immer das Merkmal allzumenschlicher Generationen sein wird. Nicht als ob es ohne sie ginge; aber es sollte über sie hinausgehen. Denn nicht die ,'Wahrheit' ist ausschlaggebend, sondern der Sinn und der Zweck der Wahrheit. Wo gäbe es einen Psychologen, der sich bei einer Wahrheit beruhigen könnte? Er kennt hundert verschiedene Wahrheiten, und eine ist ihm so wahr wie die andere. * Wer ein Repertoir aufstellt, kann nur von einem Gesichts punkt ausgehen: was ist tot und was ist lebendig? O Deutsch land, Vater- und Mutterland, in hundertfachen Verbänden bist du die Mumie unter den Völkern. Alle Welt schleppt sich in dir mit Leichen. Wie läßt sich in Spiel und Zeichen auflösen, was jeder Transformation widersteht, jeder Aneignung und gefälligen Wiedergabe? * Jetzt, wo das Theater aus und geschlossen ist, beschäftigen mich die Beziehungen zwischen den vielen Genies, die es da mals gab und der Mimik, der Pose. Der mimische Fond einer Persönlichkeit verbürgt ihr eine stetige Freiheit, aber von einer gefährlichen Art. Wer sich verwandeln kann, dem wird auch das Wesentliche zum Spiel. Dem Genie eignet die Theatralik der Intuition, jene Vielfalt der Spiegelung, aus der die Gedanken kommen. Sodann die labile Geschlechtsanlage, als eine Fähig keit, das Blickfeld von Mann und Frau beliebig in sich zu ver tauschen. Die daher rührenden Erkenntnisse und Freiheiten kann man jetzt, da sie popularisiert sin, allerorten studieren.