3. Seltsam, man weiß mitunter nicht, wie ich eigentlich heiße. Zürich, Dann kommen Beamte und erkundigen sich. Schon in Berlin ^ begann man, meinen wahren Namen für ein Pseudonym zu halten, sogar unter meinen Freunden. „Wie heißt Du eigentlich?“, fragte mich einmal H. Man wollte nicht glauben, daß einer so un bekümmert direkt sein könne, ohne sein Ich vorher entsprechend salviert und verwahrt zu haben. * L. R. ist auch da. Soeben angekommen, traf ich ihn mit seiner Frau beim Cafe Terrasse. Die Linden dufteten und das Hotel war eine beleuchtete Burg. Wir werden vielleicht Freunde sein. Eine einzige Frühlingsnacht löst die Menschen tiefer als eine ganze Literatur. Leider kann man die Frühlingsnacht nicht be liebig reproduzieren. Die Stadt ist schön. Der Limmatkai besonders gefällt mir. Ich kann diesen Kai vielmals auf und abgehen, und immer wieder wird er mir gefallen.. Die Möwen sind nicht künstlich oder aus gestopft, sie fliegen wirklich, mitten in der Stadt. Die großen Ziffernblätter der Turmuhren am Wasser, die Schifflände mit ihren grüngestrichenen Fenstern —: das alles ist schön und ge diegen. Echt ist es. Gleichgültig, ob ich hier bleiben werde oder nicht. Hier muß es noch Menschen geben, die Zeit haben, die noch nicht ,zwangsläufig' sind; die nicht aus Papier und aus Wind gemacht, die Konjunktur mit dem Leben, und ihre In teressen mit dem Schicksal verwechseln. Die Atmosphäre genügt