28 Die Kulisse. mir; ich brauche keinen Austausch, keine direkte Berührung. Ich kann mich hier heimisch fühlen so gut wie die alte Turmuhr und wie ein geborener Schweizer. * VI. Brupbacher sprach über Rußland vor etwa fünfzig bis sechzig Emigranten. Der Vortrag wurde bei der Diskussion einstimmig abgelehnt. Man bezeichnete ihn als romantisch. B. habe das bäuerisch-vorökonomische, phantastische Rußland gesehen und erblicke in dem Gegensatz dieses Rußlands zum amerikanisierten Westen das Heil. Seine Perspektive sei primitiv und kindlich. So sehe ein Pennäler die russischen Dinge; ohne den syste matischen, intellektualen Griff. — Es schien mir nicht unsym pathisch, daß man an seinem Plauderton Anstoß nahm. Wenn ein Mann seiner Bedeutung eine so weite Reise unternimmt, muß er andere Dinge sehen, als einen verträumten Dorf schulzen und eine zweifelhafte Dame der Gesellschaft, die Reiseabenteuer sucht. Das ist, als wolle einer durch Pommern reisen und über Deutschland sprechen. Er vergaß das Publikum, vor dem er stand; Leute, die im Traum am Galgen hängen und Füssiladen erleiden. Sein Vortrag mußte, vor Exilanten gehalten, in hohem Grade befremden. Die Russen waren im Recht, ihn abzulehnen. Sie taten dies ausnahmslos in bestimmter, aber liebenswürdiger Form. Eine andere Frage ist, wie man über ihre Überzeugung denken mag. Sie sind durchweg Marxisten, also das Gegenteil von Romantikern. Dies eine wenigstens hat der Abend in aller Klarheit ergeben. Als eingefleischte Marxisten sind die neuen Russen germano- phil. Da die ganze Emigration so denkt und bedeutende In telligenzen an ihrer Spitze stehen, wird man sich auf ein ver schlagen kalkulierendes Rußland gefaßt machen müssen.