36 Die Kulisse. sierung vom Impuls abhängen. Keinerlei Tradition und Gesetz dürften gelten. — Es scheint mir nicht einfach, als konsequenter Anarchist die Übereinstimmung zwischen Person und Doktrin, zwischen Stil und Überzeugung durchzuführen. Und doch sollten Ideale identisch sein mit der Person, die sie vertritt; sollte der Stil eines Autors seine Philosophie darstellen, auch ohne daß er sie eigens entwickelt. * Im Grunde ist es ein Abenteuer, bei dem ich nicht recht be teiligt bin. Nie sind alle meine Kräfte im Spiel, immer nur ein Teil. Ich bin Zuschauer, ich dilettiere nur. Wie wird einmal die Sache aussehen, bei der ich mit Leib und Seele beteiligt bin? Mit all meinen vielfältigen Interessen für Schönheit, Leben, Welt, und mit all meiner Neugier für das Gegenteil? * VII. Der Zufall hat mir ein seltsames Buch in die Hände ge spielt: das „Saurapuränam“ (Kompendium des Sivaismus, von Dr. Jahn). Ich finde meine phantastischen* Neigungen darin auf eine mich überraschende Weise bestärkt und bestätigt. Mitunter versteigt sich die Sprache der Abschnitte, die Siva als den Atman feiern, zu einer atemlosen Trunkenheit wilder Hy perbeln, die völlig aus dem Gleichgewichte sinngemäßen Denkens und Anschauens geworfen ist. Siva haust auf Leichenfeldern und trägt einen Kranz ver stümmelter Leichname um den Kopf. Er ist spielformengestaltig, er vermag nach Belieben die Ge stalt zu wechseln. Selbst die Götter kennen Siva nicht. Er ist der Schmerzvernichtende, dessen Körper aus höchster Wonne besteht.