52 Die Kulisse. live Richtung, mit der alle Psychologie eher aufhören als einen Aufschwung nehmen wird. * Es ist durchaus überraschend, daß aus dem Protestantismus eine Kultur hervorgehen konnte. Der Protestantismus stellt die Unproduktivität nahezu als Prinzip auf; denn was kann gedeihen aus dem Protest? Der Protest erfordert immerzu Mißstände, an denen er sich entzündet und wiederbelebt. Er erzieht zur Hypo- krisie. Wenn aber die Mißstände beseitigt sind oder sich als Mißverständnisse aufgeklärt haben, was hat der Protest noch für einen Sinn? Gegen Gesetze der Gott- und der Menschen natur (und so wollen die Dogmen verstanden sein), dagegen kann man doch nicht, ohne töricht zu sein, protestieren. Sind die Voraussetzungen, aus denen der Protestantismus entsprang, nicht längst beseitigt oder geklärt? Und ist dann das Protestieren nicht überflüssig geworden und gar eine Plage? * Merkwürdig genug: als Deutscher bin ich ebenfalls ein en- ragierter Protestant; nicht von Geburt, aber durch die Umgebung. Mitunter scheint mir, daß ich damit im Unrecht bin, obgleich mir keine andere Wahl geblieben ist. Das offizielle Deutschland be steht überwiegend aus Protestanten. Keiner aber protestierte nach innen, alle nur nach außen. Wenn Deutschland unterliegt, wird diese Richtung unterliegen. Da ich als Deutscher, als Protestant gleichwohl dem Protestantismus abgeneigt bin, so erhebt sich für mich die persönliche Frage, wie ich diesem Circulus vitiosus entgehen werde. Der Protestantismus, und tiefer genommen, die Freiheit, ist mein Problem. Gibt es noch eine andere Art, sie zu interpretieren? Die katholische etwa? Und wäre dann Freiheit die Zustimmung, auch zum eingestandenen Unrecht? Denn so lau-