Die Kulisse. 55 Kain, daß Abel ihn erkannt habe und schlug nach ihm. Ergeben fiel Abel, das Kind, auf den Holzstoß, der nahe beim Feuer lag. Das Türmlein aus Asche ragte als einziger Zeuge neben der Glut. Und Kain sah die rührende Armut dessen, den er erschlagen. Geöffnet und leer lagen Abels Hände. Sein Kleid hatten die Vögel ihm zubereitet aus ihren Flügeln. Seine Schuhe waren aus Blumen geflochten und eine letzte Biene kam, um sich Honig zu saugen. Erschrocken lag Abel gehorsam und seine Stellung verriet, er werde nie spielen mehr über den Fluren, nie mehr die fleckigen Zicklein locken, nie mehr die Brunnen belehren und mit den Winden Zwiesprache halten. Da fühlte Kain einen brennenden Schmerz an der Stirne. Da wurde ein Zeichen an ihm getan. Ein Kreuz sah er aufgerichtet und daran hing Abel, das Kind, und die Rehe kamen, ihm seine Füße zu stillen und der Himmel goß Sterne und Tränen aus. Da entsetzte sich Kain und entfloh. Das Blut seines Bruders aber stand auf und schrie und verfolgte ihn. * Es gibt Untaten, die zu Gelübden werden und Abenteuer, 22. X. die an Verheißungen grenzen. Wir Deutsche sind ein Volk von Musikanten, voll eines unbegrenzten Vertrauens zur Allmacht der Harmonie. Das mag uns denn als ein Freibrief gelten für mancherlei Art von Versuchung und Experiment, für allerlei Kühnheit und Abirrung. Ob wir mit Dur oder Moll beginnen und die gewagtesten Dissonanzen greifen: wir glauben doch, daß sich am Schluß, in der Fuge, die dunkelste, sprödeste Zwietracht er geben und fügen muß. So kann man denn sagen, die Harmonie sei des Deutschen Messias, der kommen soll, um sein Volk aus der Vielfalt des tönenden Wiederspruchs zu erlösen.