60 Die Kulisse. XI. legen, ob ich mir Basel nicht zur Geburtsstadt kreiere. Es ist die finsterste Stadt Deutschlands. Ich werde hier nichts Gutes zu erwarten haben. Mit Zahnrheumatismen bin ich angekommen. Der Regen trommelte auf die Dächer, und das Zimmer, das man mir zeigte, ist kahl wie ein Operationsraum in einem Kranken haus dritter Klasse. Man bildet sich immer ein, es könne nicht schlimmer kommen. Aber das Leben ist unerschöpflich an Stufen und Nuancen im Unbehagen. Also will ich Kerze, Watte und Spiri tus besorgen. Wie zerfahren alles ist und aussichtslos! Was soll daraus werden? Man soll es als eine Gnade empfinden, in dieser ver steinerten Herberge leben zu dürfen, und es ist sogar eine Gnade; das ist das Schlimmste. ,Wenn es Ihnen Vergnügen macht, können Sie ja gehen...‘ Es macht mir kein Vergnügen. Aber es macht mir auch kein Vergnügen dazubleiben. Eine Strohpuppe ist mitunter mehr wert als ein Mensch. Die ordinärste Krähe hat Achtung vor ihr. Oder kommt es vor, daß eine Krähe ihren Schnabel an einer Strohpuppe abwischt? * Aus den „Phantasten“ (Berlin, Herbst 14): ,Meine Damen und Herren 4 , sprach der Konquistatore, ,wir werden Ihnen jetzt zeigen den berühmten Meister Hans Schütz, welcher die Ehre haben wird, Ihnen auf dem Schlapperkorde mit sieben neu in- ventierten englischen Posituren aufzuwarten. Auch wird Demoi- selle auf dem steifen Seile mit geschlossenen Füßen etliche Seil küsse, Tänze und Komplimente aufführen, sowie zween kuriosen Liebhabern zwischen Himmel und Erde sich suchen aufs beste zu insinuieren. Auch wird sich zeigen ein künstlicher Balancier meister, welcher mit Schlagung der Kastagnetten nach der Ka- dantz der Musik in einem Wägelchen unsere Demoiselle wird