Das Wort und das Bild. 87 zen Havelock und streift, wenn er zwischen den Tischen durch geht, mit seiner umfangreichen Mantille die Weingläser von den Tischen. * Die Maudits und Decadents leben, diejenigen aber, die ihnen 5. IV. den Himmel streitig machten, sind verschwunden. Wie ist das möglich? Sie müssen gesünder gewesen sein und weniger ver rucht, als es den Anschein hatte. Sind aber Tod und Teufel nicht identisch? Und wer sterben kann, hat er denn gelebt; blieb er nicht von Anfang an in der Materie stecken? Alle Hierarchie, ja vielleicht alle Ordnung auf Erden hängen von der Dauer und ihren Qradstufen ab. Was überholt und überboten werden kann, ist schon gerichtet. Mit H. läßt sich gut debattieren, obgleich oder weil er im Grunde gar nicht hinhört. Er weiß zuviel, aus Instinkt, als daß er auf Worte und Gedanken etwas gäbe. Wir diskutieren ,die Kunsttheorien der letzten Jahrzehnte und zwar immer in einem Sinn, der das fragwürdige Wesen der Kunst selber, ihre voll kommene Anarchie, ihre Zusammenhänge mit Publikum, Rasse und momentaner Bildung betrifft. Man kann wohl sagen, daß uns die Kunst nicht Selbstzweck ist — dazu bedürfte es einer mehr ungebrochenen Naivität —, aber sie ist uns eine Gelegen heit zur Zeitkritik und zum wahrhaften Zeitempfinden, Dinge, die doch Voraussetzung eines belangvollen, eines typischen Stiles sind. Dieser letztere erscheint uns keineswegs als eine so einfache Sache, wie man gemeinhin zu glauben geneigt ist. Was besagt ein schönes harmonisches Gedicht, wenn es niemand liest, weil es im Zeitempfinden gar keine Resonnanz finden kann? Und was besagt ein Roman, der von Bildungs wegen zwar gelesen wird, der aber weit davon entfernt ist, die Bildung auch zu be wegen? So sind unsere Debatten ein brennendes, täglich flagran-