114 Das Wort und das Bild. * muß die Läuterung beginnen, die Imagination muß gereinigt werden. Nicht durch Verbote, sondern durch einen strengeren Umriß im literarischen Ausdruck. * Der Desperato als der experimentelle Typus. Er hat keine Rücksichten zu nehmen, nichts zu riskieren. Er hat seine ganze Person zur Verfügung. Er kann sein eigenes Versuchskaninchen sein und darf der eigenen Vivisektion erliegen. Niemand kann es ihm wehren. Welch merkwürdigen Dingen man da begegnet! * 16. VIII. Die Sprache als soziales Organ kann zerstört sein, ohne daß der Gestaltungsprozeß zu leiden braucht. Ja es scheint, daß die schöpferischen Kräfte sogar gewinnen. 1. Die Sprache ist nicht das einzige Ausdrucksmittel. Die tiefsten Erlebnisse vermag sie nicht mitzuteilen (zu beachten bei der Bewertung der Literatur). 2. Die Zerstörung des Sprachorgans kann ein Mittel der Selbst zucht werden. Wo die Verbindungen unterbrochen sind, wo jede Verständigung auf hört, dort wächst die Zurückversenkung ins eigene Selbst, die Entfremdung, die Einsamkeit. 3. Worte ausspeien: die öde, lahme, leere Sprache des Men schen der Gesellschaft. Feldgraue Bescheidenheit oder Verrückt heit simulieren. Innerlich aber in hoher Spannung bleiben. Eine unverständliche, uneinnehmbare Sphäre erreichen. * ,Irrsinnig schön', das will sagen: aus der letzten, gefähr lichen Tiefe geschöpft. Was ist es aber, daß mich ein solches Wort jetzt nicht mehr begeistert, sondern verstimmt? Wer mit den Dingen zusammenstößt, wird es derselbe sein, der sie har monisiert? Das ist es wohl, was mich traurig macht.