118 Das Wort und das Bild. * die vorhandenen Systeme paßt). Das war ein Irrtum. Ist die natürliche Kindheit und Jugend denn göttlich? Es ist sehr un wahrscheinlich. Sodann: wir wollten den Tatsachen zu ihrem Rechte ver helfen, jenen wie immer gearteten (grausamen, lächerlichen, er habenen oder entmutigenden) Tatsachen, die in ihrer Gesamt heit das ,irrationale, das töricht-sublime, das unausschöpfliche Lebenswunder' ausmachen. Auch hier ist Wahres und Falsches gemischt. Man muß die Irrationalismen scheiden. Das Über- und auch das Unvernünftige, beide sind irrational. Auf der Suche nach dem Leben verfielen wir dem Aberglauben, das Leben selber sei zu unseren Irrationalismen zu rechnen. Man muß aber das Natürliche trennen vom Übernatürlichen. Sogleich erhebt sich die Frage nach den Grenzen. Unsere Zeit sucht auch das Übernatürliche als ganz natürlich erscheinen zu lassen. Wo liegen die Garantien des Übernatürlichen? Ich finde kein anderes Wort als: in der Absonderung; im Verlassen, im Sichentziehen der Zeit. Man wird dabei übernatürlich, ehe man sichs versieht. Immer genau hinsehen und kontrollieren, wie man gerade von dieser Zeit sich abzusondern vermag, ohne das Leben, die Schönheit, das Unergründliche aufzugeben. So wird man am besten die Trennung vornehmen. * 24. IX. Das Superlativische hat in Deutschland eine Tradition: bei Kleist, Wagner und Nietzsche. Auch im orientalischen Judentum; überhaupt im Judaismus der Deutschen. Seit Rousseau dient die Sensation dazu, aus dem syllogistischen Kerker der Aufklärung auszubrechen; die öffentliche Aufmerksamkeit von der Akademie abzulenken. Kleist ist darüber verunglückt; Nietzsche ebenso. Wie kann man sich schützen?