170 Das Wort und das Bild. Sonntag, 20. V. 21. V. Dr. Hochdorf kommt noch spät. Er hat den Smoking ange zogen, und so gehört es sich auch. * Die Psychoanalyse legt eine wichtige Frage nahe: sind Vater und Mutter die Urbilder —, und nicht die Symmetrien? Die ab strakte Kunst —: wird sie mehr bringen als eine Wiederbelebung des Ornamentalen und einen neuen Zugang dazu? Kandinskys dekorative Kurven —: sind sie vielleicht nur gemalte Teppiche (auf denen man sitzen sollte, und wir hängen sie an die Wand)? * Wir neigen dazu, das Gewissen nur noch für die Leistung, für das Werk zu haben, das Leben aber und die Person als in kurabel auf sich beruhen zu lassen. Das aber hieße den Künst ler selbst zur Dekoration, zum Ornament erniedrigen. Die Men schen dürfen nicht weniger wert sein als ihre Werke. Man muß die Künstler beim Wort, das heißt bei ihren veräußerten Symme trien nehmen. * Es geht vielleicht gar nicht um die Kunst, sondern um das inkorrupte Bild. Führung durch die Galerie für Arbeiter. Ein einziger Arbeiter erscheint, sowie ein mysteriöser Herr, der die halbe Galerie kaufen will, insbesondere Slodki, ältere Jancos, Kokoschka, Picasso. * Die Liturgie ist ein Gedicht, das von Priestern zelebriert wird. Das Gedicht ist die übertragene Wirklichkeit. Die Liturgie ist das übertragene Gedicht. Die Messe ist eine übertragene Tra gödie.