Das Wort und das Bild. 185 und belächelt. Einstweilen, so scheint mir, sollte man die Romantik eher schützen als bekämpfen; niemals im Lauf der Jahrhunderte hat sie den Zusammenhang mit den älteren christlichen Idealen preisgegeben. Baader und Qörres sind die direkte Fortsetzung des alten katholischen Deutschtums. In ihnen sind Überreste der einstigen Größe bewahrt geblieben. Baader war noch so mächtig, den ersten Napoleon umzustürzen. * Weshalb ist die Romantik gerade in Deutschland so groß ge worden? Weil es einmal ein heiliges Reich gab und weil darum der Druck des protestantisch-preußisch-napoleonischen Mechanis mus doppelt hart empfunden wurde. Die feineren, zarteren Geister verzichteten auf den Versuch, soziale Geltung zu erlangen. Sie wußten um Räume und Schwingungen, Hymnen und Höhen, die in der Gesellschaft und im öffentlichen Leben seit Friedrich und Napoleon keine Stätte mehr hatten. Der Aufsatz des Novalis „Die Christenheit oder Europa“ und der „Hyperion“ des Hölderlin sind lehrreich in diesem Sinne. Die verdrängten Empfindungen wenden sich zu fremden Völkern, zur Antike, zur Magie, zum Satan; in alle Extreme und Schrullen, in alle un bewußten Irrwege und Ersatzbereiche. Mit dem Sturz der pro testantischen Monarchie würde auch die Romantik sich beruhigen; die Geister würden mit mehr Aussicht versuchen, an Stelle der verbrauchten reformatorischen Ideale den alten Zusammenhang zu setzen. * Die Idee des natürlichen Paradieses — nur in der Schweiz hat 15. VIII. sie geboren werden können. Die entrückteste Urwelt begegnet hier dem lieblichsten Idyll, die eisige Schneeluft der Höhe dem mildesten Glockentone des Südens. Die Schweiz ist die Zuflucht all derer, die einen neuen Grundriß im Kopfe tragen. Sie war