Das Wort und das Bild. 187 Ursache deutscher Charakterschwäche und deutscher Geschichts verdrehung würde fallen. * Der bilderstürmende Protestantismus und der abstrakte Idealis mus — beide sind kunstfeindlich, ,antiromantisch', und sie haben keine Wurzel in der tausendjährigen Bildweise unserer Vorväter, die strenger, höher, größer, breiter und menschlicher empfanden. Der Klassizismus kennt kein christliches Mitleid; er kennt nur ,Canaille', kein Elend, keine Misere. * „Der Fall Wagner“ von Nietzsche, 1888, deutet auf das De- 19. VIII. kadenzproblem; auf die Kulturwirrnisse, wie Rimbaud in Frank reich. Auf den abnehmenden Sinn für das Echte, auf die Schau spielerei der Ideale; auf jenen bürgerlichen Karneval, in dem christliche, heidnische, reformatorische und klassizistische Bil dungselemente bunt durcheinander wirbeln. Auf den Verfall der Religion, der Kunst, auf den Charakterverfall; auf das ,gute Gewissen in der Lüge', auf die ,Unschuld zwischen zwei Gegen sätzen', auf die Cagliostro-Allüren der Modernität. ,Eine Diagnostik der modernen Seele', sagt der Autor, — ,womit begönne sie? Mit einem resoluten Einschnitt in diese Instinktwidersprüchlichkeit, mit der Herauslösung ihrer Gegen satzwerte'. Christentum oder Antike heißt hier das Gegensatzpaar, und die Befürwortung gilt allem Heidnischen, Klassischen, aller herren- haften Distanz. Käme mein Wort in Betracht, so würde ich um gekehrt entscheiden. In den christlichen Mönchen stehen einer neuen Disziplin tausende von selbstlosen Helfern zur Verfügung. Ein riesenhafter Distanzapparat, die Hierarchie hat starke Wur zeln noch immer im Volke. Der christliche Bild- und Symbol-